Kommentar: Neue Schläuche
■ Warum IG-Metall-Chef Teichmüller zum rechten Zeitpunkt Reformen fordert
Die öffentliche Attacke von IG-Metall-Nordchef Frank Teichmüller gegen die verkrusteten Gewerkschaftsstrukturen kommt vielleicht zu diesem Zeitpunkt unerwartet, letztlich aber nicht überraschend. Seit Monaten findet in der IG Metall eine Debatte statt, wie die Gewerkschaft angesichts rasanten Strukturwandels, Globalisierung und hoher Arbeitslosigkeit zeitgerecht bestehen kann.
Mit seinem Vorstoß trifft Teichmüller nicht überall auf Gegenliebe. So findet die erfolgreiche Tarifpolitik im Hamburger Umland, durch Ergänzungstarifverträge Metaller vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren oder per Haustarifverträge durch neue Arbeitszeitmodelle Jobs zu sichern, in manchen Verwaltungsstellen überhaupt keine Anwendung.
Kaum anders verhält es sich mit dem sogenannten „zweiten Standbein“. Es gibt zwar bei einigen Gewerkschaften hier und da Arbeitskreise für Arbeitslose, doch meist wurschteln die nebeneinander her. Eine DGB-Arbeitslosenarbeit gibt es nicht.
Und um der Dienstleistungs- und Kommunikationsgesellschaft zu begegnen, haben die Gewerkschaften kein anderes Rezept, als zu fusionieren. Dabei besteht die Gefahr, daß letzlich alles beim alten bliebt – bloß eben größer.
Daher macht es Sinn, genau jetzt – angesichts der kommenden Fusionsgewerkschaftstage – Programmatisches zu formulieren, um wirklich etwas Neues schaffen zu können. Und daher sollte sich die Basis kräftig zu Wort melden. Sonst gibt es wieder nur neue Schläuche, aber alten Wein. Kai von Appen
Bericht Seite 26
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