: Nett lächelnde Brotverkäufer
■ Einem Kieler Bäcker ist gute Laune wichtiger als Fachkenntnis
Bäcker backen gemeinhin nach Rezepten. Daß auch beim Formen des Teigs und beim Bedienen der KundInnen ein Unternehmensleitbild zu beachten ist, wie in der Kieler Bäckerei Günther, dürfte neu sein. „Brötchen backen kann fast jeder. Deshalb können wir uns nur über Qualität und Freundlichkeit einen Namen machen“, lautet die Firmenphilosophie der Inhaber Christine und Jochen Günther. „Freundlichkeit geht bei uns vor Fachkenntnis“, erklären sie. Sechs Monate lang werden neue MitarbeiterInnen unter diesem Gesichtspunkt getestet; wer das nicht beherzigt, muß gehen.
Der Erfolg spricht für das Führungs-Rezept. Aus dem Familiengeschäft am Kieler Dreiecksplatz sind mittlerweile 23 Filialen und eine Zentrale mit Großbäckerei und Verwaltung geworden. Derzeit baut Günther am Kieler Stadtrand für 8,5 Millionen Mark einen neuen zentralen Firmensitz.
In dessen Mittelpunkt steht ein Großofen mit computergesteuerter Be- und Entladung. Doch obwohl die Fertigung über technisch hochwertige Maschinen läuft, „bleiben wir ein Handwerk mit alten Methoden“, erklärt Jochen Günther. Das bedeute auch, den Backmitteleinsatz so gering wie möglich zu halten – was KundInnen kaum honorieren, schimpft der Bäckermeister. Die Qualität müsse absolut top sein, aber der Preis sollte nicht über dem Niveau von Lebensmittel-Discountern liegen.
Im Schnitt 110 verschiedene Produkte stellt der Betrieb täglich her, dazu kommen 30 Brötchen- und 20 Brotsorten, ein wöchentlich wechselndes Kuchenprogramm sowie 25 Sorten belegte Brötchen und Kekse. Renner unter den Brötchen sind, vor allem an Wochenenden, die „Knackies“, die in den Elektroöfen der Geschäfte gebacken werden und beim – freundlichen – Verkauf noch heiß sind. lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen