: Radunski erzählt Opern
■ SPD und Grüne: Geplante Wiedereröffnung des Metropol-Theaters unrealistisch. Theatern droht 1999 ein Defizit von 70 Millionen Mark
Die geplante Wiedereröffnung des Metropol-Theaters im Herbst 1999 droht zu scheitern, weil der entsprechende Haushaltstitel für die Defizite der übrigen Staatstheater herhalten muß. Nach vorläufigen Berechnungen wird bis auf das Schauspielhaus im nächsten Jahr kein Opernhaus, Theater oder Konzertsaal mit seinen Subventionen auskommen. Zusammen mit den Altschulden summieren sich die Mehrausgaben nach Angaben des SPD-Haushaltsexperten Klaus Wowereit auf 70 Millionen Mark. Vor diesem Hintergrund sei der Termin für die Wiederbelebung der Operettenbühne „überhaupt nicht realistisch“.
Kultursenator Peter Radunski (CDU) hält hingegen am Eröffnungstermin fest. Sein Sprecher Axel Wallrabenstein bezifferte die Haushaltsrisiken im Theaterbereich auf lediglich 50 Millionen Mark, davon seien 43 Millionen „entsprechend finanziert“. In Zielvereinbarungen werde jedes einzelne Theater verpflichtet, sein Defizit abzubauen, anderenfalls gebe es „einen anderen Intendanten“. Nach internen Gesprächen sei die Finanzierung jetzt „sichergestellt“, erklärte Wallrabenstein gestern. Wowereit hingegen sagte, in der Sitzung sei Radunski „stur geblieben“.
In den Jahren 1997 bis 1999 müssen die Berliner Theater insgesamt 100 Millionen Mark einsparen. Streit gibt es vor allem um die Finanzierung der drei Opernhäuser. Radunski will das an der Deutschen Oper aufgelaufene Defizit zumindest teilweise ausgleichen und den Etat der Staatsoper erhöhen, dafür aber der Komischen Oper weitere drei Millionen Mark streichen. Wowereit kritisierte jedoch, damit würden ausgerechnet jene Intendanten belohnt, „die beim Sparen nur gemauert haben“. Die erfolgreiche Sparpolitik der Komischen Oper dagegen werde mit weiteren Kürzungen bestraft.
Zu den uneinsichtigen Theaterleitern zählt Wowereit auch Thomas Langhoff, der am Deutschen Theater (DT) im laufenden Jahr ein Defizit von 4,7 Millionen Mark auflaufen ließ. DT-Sprecher Klaus Siebenhaar rechtfertigte die Mehrausgaben jedoch mit dem unerwarteten Erfolg der „Baracke“ als dritter Spielstätte. „Irgendwann wird es uns die Theatergeschichte danken“, sagte Siebenhaar. Noch in diesem Jahr werde das DT „kein spektakuläres, aber ein seriöses Sanierungskonzept vorlegen, das Repertoire und Ensemble nicht beschädigt“.
Die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Alice Ströver, bezweifelte, daß der Metropol- Etat von 25 Millionen Mark jährlich zum Stopfen der Löcher überhaupt ausreicht. Radunski habe das Geld „schon dreimal ausgegeben“, sagte sie. Ralph Bollmann
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