: Anschlag auf israelische Kinder
Ein Hamas-Attentäter versucht, im Gaza-Streifen einen Schulbus in die Luft zu sprengen. Ein Soldat kann das knapp verhindern. Es kostet ihn das Leben ■ Aus Jerusalem Georg Baltissen
Mit einem Sprengstoffattentat auf einen israelischen Schulbus im Gaza-Streifen hat die islamistische Palästinenserorganisation Hamas gestern morgen versucht, den Nahost-Friedensprozeß erneut zu unterbrechen. Dabei kamen der Attentäter und ein Soldat ums Leben. Dem Soldaten gelang es, das Fahrzeug des Selbstmordattentäters mit seinem Jeep von dem Bus abzudrängen. Die Insassen des Busses waren 40 Schulkinder im Alter von sechs bis 14 Jahren. Drei von ihnen wurden verletzt. Nach der Explosion feuerten israelische und palästinensische Soldaten nach Polizeiangaben wild umher. Dabei wurden drei Palästinenser verletzt.
Das Büro von Palästinenserpräsident Jassir Arafat verurteilte den Anschlag. Angesichts der palästinensischen Kooperationsbereitschaft kündigte ein israelischer Regierungssprecher an, Israel werde die Umsetzung des in der vergangenen Woche in den USA unterschriebenen Wye-Plantation-Abkommens nicht aussetzen.
„Wir können froh sein, daß nicht Dutzende israelischer Schulkinder in ihrem Blut liegen“, erklärte Regierungssprecher Moshe Fogl. Er hob hervor, daß der israelische Soldat sein Leben geopfert habe, um das der Kinder zu schützen. Drei andere Soldaten in dem Jeep konnten sich retten.
Es ist das erste Mal, daß Hamas einen Anschlag gegen Kinder gerichtet hat. In einem Anruf beim israelischen Rundfunk bekannte sich ein anonymer Sprecher zu dem Anschlag. Er sei eine Warnung an alle Siedler.
Verteidigungsminister Mordechai traf noch am Vormittag mit hohen palästinensischen Geheimdienstlern zusammen, um die gemeinsame Arbeit zu koordinieren. Angeblich war auch ein hoher Geheimdienstler des CIA zugegen.
Der palästinensische Geheimdienstchef im Gazastreifen Muhammad Dahlan erklärte: „Wir fühlen uns dem Wye Plantation Abkommen gegenüber verpflichtet, und wir werden alles tun, um das zu erfüllen, was wir unterzeichnet haben.“ Wenn die Israelis nur nach Ausreden suchten, dann könnten sie diese sicher finden, sagte er.
Beide Seiten waren jedoch deutlich bemüht zu vermeiden, daß der Anschlag die ab Montag geplante Umsetzung des Wye-Abkommens verzögert. Noch am Abend vor dem Anschlag hatte das Zentralkomitee der regierenden Likud-Partei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu volle Rückendeckung für das Wye-Abkommen signalisiert. Netanjahus Medienberater David Bar-Ilan betonte dennoch, daß eine israelisch-palästinensische Zusammenarbeit in Sicherheitsbelangen allein nicht ausreichend sei. „Wir erwarten einen umfassenden Krieg gegen den Terrorismus“, erklärte er. Die Palästinenser müßten einen detaillierten Plan zur Bekämpfung des Terrorismus vorlegen. Nach Angaben des palästinensischen Chefunterhändlers Saib Ereikat soll Israelis und Amerikanern am Montag ein solcher Plan zugeleitet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen