: Nachweislich heilen
■ UKE will die Kontrolle bei seinen Medikamententests verbessern
Ein neues „Qualitätssicherungssystem“ bei der Arzneimittelforschung am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) sei dringend notwendig und solle „in den nächsten Jahren aufgebaut“ werden. Diese Konsequenz zog am Donnerstag abend der UKE-Qualitätsmanager Ulrich Paschen vor dem Gesundheits- und Wissenschaftsausschuß der Hamburger Bürgerschaft.
Paschen reagierte damit auf die Vorwürfe, Ärzte am UKE hätten jahrelang ihre Medikamenten-Versuche mit PatientInnen gar nicht oder nur lückenhaft der Gesundheitsbehörde mitgeteilt (taz berichtete gestern). Nach dem Arzneimittelgesetz sind Mediziner verpflichtet, Tests neuer Arzneimittel an Menschen bei der Aufsichtsbehörde anzuzeigen.
Doch dieser Meldepflicht, die „ethische und versicherungspflichtige Aspekte“ hat, wie der GAL-Abgeordnete Peter Zamory im Ausschuß hervorhob, sind zahlreiche Ärzte an verschiedenen staatlichen Krankenhäusern, insbesondere am UKE, zwischen 1989 und 1995 offenbar nicht oder nur unzureichend nachgekommen.
Wie viele Mediziner gegen das Gesetz verstoßen haben, lasse sich im nachhinein schwerlich feststellen, wand sich der ärztliche Direktor des UKE, Heinz-Peter Leichtweiß. „Wir gehen davon aus, daß angemeldet wird, was angemeldet werden muß“, erklärte Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD). In ihrer Behörde sind zwei Menschen damit beschäftigt, die jährlich mehreren hundert Arzneimittelstudien-Meldungen zu registrieren und möglichst stichprobenartig zu kontrollieren.
Doch eine zentrale Kontrollinstanz durch die UKE-Leitung gibt es bis heute nicht, zuckte Leichtweiß die Schultern: „Wir haben keine Möglichkeit zu prüfen, ob die Meldung erfolgt ist oder nicht.“ Ein Zustand, der durch Einführung einer Kontrollinstanz, die „einen gewissen Unterstützungsbedarf durch die UKE-Leitung hat“, abgeschafft gehöre, forderte Qualitätsmanager Paschen.
Der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses, Wolfgang Marx (SPD), hält das aber nicht für „unbedingt nötig“ – eine Äußerung, für die Marx sich am Donnerstag abend strafende Blicke seines Parteikollegen Mathias Petersen, zugleich Chef des Gesundheitsausschusses, zuzog.
Heike Haarhoff
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