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Immer mehr wollen Pinochet anklagen

■ Zeitung: Chiles Ex-Diktator wollte in London Waffen kaufen. Britisches Oberhaus will Vertreter von Pinochet-Opfern anhören

London/Santiago de Chile (AFP) – Das Tauziehen um die Auslieferung des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet aus Großbritannien geht in eine neue Runde. Das britische Oberhaus, das vermutlich am Donnerstag als höchste Instanz darüber befindet, ob der Haftbefehl gegen den Ex-Diktator aufgehoben wird, will zuvor Vertreter von Pinochet- Opfern aus Chile anhören. Der Sunday Telegraph berichtete unter Berufung auf den Generaldirektor der britischen Rüstungsindustrie, Pinochet habe sich vor seiner Festnahme in London als Leiter einer offiziellen Delegation aufgehalten, die Waffen kaufen wollte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte, daß die chilenische Delegation Rüstungsbetriebe besuchte, bestritt aber, daß sie von Pinochet geleitet wurde.

Der luxemburgische Außenminister Jacques Poos erklärte, auch in Luxemburg werde es Strafanzeigen gegen den früheren Diktator geben. Auch in Belgien wurde mittlerweile Anzeige gegen Pinochet erstattet. Sechs Exil-Chilenen, zum Teil belgische Staatsangehörige, richteten laut ihren Anwälten ein entsprechendes Schreiben an die Staatsanwaltschaft in Brüssel. In Deutschland will der Freiburger Anwalt Konstantin Thun vermutlich Anfang dieser Woche Pinochet wegen der Verschleppung und Folter von zwei Deutschen anzeigen.

Chiles Regierung protestierte gegen die Entscheidung des Nationalen Gerichtshofs in Madrid, der die spanische Justiz am Freitag für zuständig erklärt hatte, über in Chile begangene Verbrechen zu urteilen. Der spanische Richter Baltasar Garzón, der Pinochets Festnahme am 16. Oktober erwirkte, wirft dem Ex-Diktator Folter, Völkermord und Terrorismus vor und will ihn in Spanien vor Gericht stellen. Portrait Seite 13

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