: Blick in die Privatsphäre –betr.: „Champagnerduft am Wannsee“ (Bei Ministers zu Haus...), taz vom 28. 10. 98
Michael Naumann, seines Zeichens Staatsminister für Kultur, ist ein armer Mensch. Mußte er doch tatsächlich zwischen Ikea-Möbeln leben und sich (igittigitt) ein Käsebrot schmieren. Ich weiß nicht, über was sich meine linke Hälfte mehr aufregen soll: Über den Herrn Naumann, den armen Menschen, oder über die Autorin dieses wohligen und ganz und gar netten Artikels. Vielen Millionen Menschen in diesem Land geht es schlecht, sie leben in Armut und sind von der Gesellschaft fast schon vergessen. Sie haben gewiß keine 14 Zimmer in einer Etage, obwohl auch sie ihr Leben durch Steuergelder fristen. Leider nicht so feudal wie Herr Naumann.
Und sie haben auch keine Barbara Häusler, die sich für ihr armes, normales und so unkulturelles Leben interessieren würde. Leben in Saus und Braus, schlimm genug, schlimmer ist indessen, daß der taz eine solche Ignoranz und Dekadenz ein so großer Artikel wert ist.
Die Sache würde auch nicht anders aussehen, wenn dieser Artikel etwa ironisch gemeint gewesen sein sollte. Ironie ist angesichts des sich abzeichnenden Elends kaum angezeigt. Wer etwas sagen (ändern) möchte, soll gefälligst sprechen, wie es sich für einen freien Menschen gehört: ehrlich und direkt. Linke, wo seid ihr eigentlich? Carsten Schwarze-Töpfer, Kassel
betr.: „Geschlossene Fenster, offene Türen“ (über Frau Wieczorek-Zeul), taz vom 22. 10. 98
Wie ich diesen unter der Rubrik „Wahrheit“ stehenden Artikel einordnen soll, bleibt mir noch rätselhaft, klärt sich aber hoffentlich als ein übersehener Ausrutscher auf. [...] Ich finde den Inhalt des Artikels absolut überflüssig, diskriminierend und wenig förderlich. Wenig förderlich auch, um mehr Frauen zu ermutigen, ihre wirklichen Werte zu suchen, danach zu leben und so unsere Gesellschaft bereichern zu können. Denken Sie wirklich , daß taz-Leser so was interessiert? [...] Ingrid Krause, Berlin
betr.: „Leopardenfallgemusterte Tagesdecke“, taz vom 24./25. 10. 98
Wer hätte das gedacht: Beim neuen Außenminister im Schrank hängen Lederpeitsche, Gummimaske und Handschellen. Joseph Fischer also nicht nur ein fanatischer Dauerläufer, obendrein auch noch heimlicher SM-Aktivist. Irgendwie hat man es ja schon immer geahnt, daß dieser Mensch seiner Partei auch auf sexuellem Gebiet weit voraus ist. Welche Überraschungen mögen uns noch erwarten, bis uns auch das letzte Kabinettsmitglied einen Blick in seine Privatsphäre gestattet hat?
Danach sollte die interessante Serie unbedingt fortgesetzt werden. Bei taz-RedakteurInnen zu Haus! Uwe Tünnermann, Lemgo
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