: Türkei: Erst kein Sex, dann kein Fernsehen
Ankara (AFP) – Aus Protest gegen eine Zensurentscheidung der Behörden haben mehrere türkische Fernsehsender und -produzenten am Sonntag die vorübergehende Einstellung ihrer Programme angekündigt. Anlaß des Protests ist eine Strafmaßnahme des sogenannten Hohen Rates für audiovisuelle Angelegenheiten (RTUK), der dem Privatsender „D“ zur Auflage machte, einen Tag lang seinen Betrieb einzustellen. Der Sender habe bei seiner Berichterstattung über Familienministerin Isilay Saygin „beleidigende und niederträchtige“ Äußerungen verbreitet, hatte die Zensurbehörde bereits Anfang der Woche entschieden. Der Privatsender hatte den populären Komiker Levent Kirca auftreten lassen, der sich über die mangelnde sexuelle Erfahrung der Ministerin mokierte. Die Ministerin hatte gegenüber dem Boulevardblatt Hürriyet selber zugegeben, daß sie „aus Zeitmangel“ noch nie Sex hatte. Nach der Sendung hatte sie sich trotzdem beschwert. Behinderungen der Medien sind in der Türkei keine Seltenheit. Diesmal allerdings wehrten sich die Sender und sprachen einstimmig von Zensur. Der Komiker Kirca kündigte an, er werde in dieser Woche in Ankara in einen Hungerstreik treten. Zahlreiche Künstler und Organisationen sprachen ihm ihre Unterstützung aus.
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