: Verstrickt im System
„Wissen sie noch, wer ich bin?, fragt ein russischer Komponist einen russischen Dichter, der am liebsten unter seinem Kirschbaum sitzt.
In dem Hörspiel „Die staubige Straße“ gehen die AutorInnen Ilona Jeismann und Peter Avar der Verführung und Verstrickung des Intellektuellen in einem totalitären Staat nach. Nicht die Biographie Dimitrij Schostakowitschs steht im Vordergrund, sondern seine innere Zerissenheit: Die subjektive Erfahrung wird in einen historischen Kontext gestellt.
Als Grundlage des Hörspiels dient die 10. Symphonie des Komponisten, in die teils fiktive, teils dokumentarische Textpassagen eingeflochten werden. Für diesen neuartigen Ansatz der minutiösen Musik-Text-Verschränkung wurde den Autoren der 47. „Hörspielpreis der Kriegsblinden“ 1997 zugesprochen. Die Komposition kreist um die Noten d - es - c - h, die Initialen des Musikers, der sagt: „Ich prügle die Wahrheit, meine Wahrheit, aus meinen Noten heraus bis aufs Blut. Wer hören will, höre.“
Iris Drögekamp
Mittwoch, 11. November 20 Uhr, NDR 3, 99,2 MHz.
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