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Das Personalkarussell vor den Wahlen

■ Kommt Ralf Fücks (Grüne) wieder? Geht Elke Kröning (AfB)? ÖTV-Chefin Hülsbergen fliegt

Der Countdown läuft. Bis zur nächsten Bürgerschaftswahl im Juni vergeht noch über ein halbes Jahr. Doch hinter den Kulissen wird schon heftig um die Listenplätze für die Bürgerschaftswahl und um Pöstchen gestritten. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Wählerinitiative Arbeit für Bremen (AfB) wieder in die Bürgerschaft einzieht, und wenn ja, mit wem. AfB-Chefin Elke Kröning hat neue Köpfe und neue Ideen gefordert. Ansonsten wolle sie nicht wieder kandidieren. Wenn Kröning tatsächlich ginge, würde die AfB nach Rebers ihren zweiten prominenten Kopf verlieren.

Ex-Umweltsenator Ralf Fücks, geschäftsführender Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, will wieder Senator werden, wenn es in Bremen eine rot-grüne Regierung gibt. In Bremen, so heißt es in der Partei, würden viele Fücks mit offenen Armen empfangen. Gleichzeitig sind seine Starallüren gefürchtet. Nach dem Ende der Ampel-Koalition war Fücks aus diesem Grund bei der Wahl zum Fraktionsvorstand durchgefallen.

Bei der SPD wird die Abstimmung in den Ortsvereinen derzeit zur gefährlichen Hürde. Das bekam jetzt auch die ÖTV-Gewerkschafts-chefin Gisela Hülsbergen zu spüren. Hülsbergen zog als Seiteneinsteigerin gemeinsam mit Peter Sörgel 1995 ins Parlament ein. Seiteneinsteiger bekommen sofort einen aussichtsreichen Listenplatz – ohne sich jahrelang an der Parteibasis profilieren zu müssen.

Für Hülsbergen hatte sich seinerzeit Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier eingesetzt. Jetzt ist die Gewerkschaftschefin in ihrem Ortsverein Vahr-Gartenstadt mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Zwölf von 17 Sozialdemokraten stimmten gegen Hülsbergen, nur zwei wollen die ÖTV-Chefin. Der Ortsverein nominierte statt dessen mit großer Mehrheit Karin Markus (15 Ja-Stimmen) als seinen Vorschlag für die Bürgerschaft.

Markus ist Betriebsratsvorsitzende beim Deutschen Roten Kreuz und seit Jahren in der Gartenstadt aktiv. Hülsbergen dagegen ist erst seit ihrem Umzug vor anderthalb Jahren Mitglied im Ortsverein. Während die anderen Mitglieder vor dem Bundestagswahlkampf Rosen verteilten und Wahlplakate klebten, wurde Hülsbergen nur selten in der Vahr gesehen. Bei ihrer Kandidaten-Rede versuchte sie die Genossen vor Ort mit dem Hinweis auf ihre zahlreichen Ämter zu beeindrucken. Das reichte nicht.

DGB-Chefin Helga Ziegert, die erst Anfang dieses Jahres in die SPD eingetreten ist, hat dagegen von ihrem Amt als Gewerkschafts-chefin profitiert. Ziegert ist vom Ortsverein Neustadt jetzt mit großer Mehrheit (13 von 15 Stimmen) für die Bürgerschaft aufgestellt worden. Es gab keinen prominenten Gegenbewerber.

Auch Peter Sörgel, neben Hülsbergen der zweite SPD-Seiteneinsteiger, muß um seinen Sitz im Parlament bangen. Im Ortsverein Peterswerder/Steintor haben sechs weitere Genossen ihre Kandidatur angekündigt. Daß Sörgel sich durchsetzen kann, wird von Mitgliedern vor Ort als fraglich angesehen.

Als neuer Seiteneinsteiger bei der SPD wird Andreas Kottisch, Chef einer Unternehmensberatungsfirma und Sprecher des Juniorenkreises der Handelskammer, gehandelt. „Ein Bremer Jost Stollmann im Visier der SPD“, unkte jüngst der Weser-Kurier. SPD-Bürgermeister Henning Scherf höchstpersönlich soll sich um Kottisch bemüht haben. Der hatte allerdings aus Sicht der Sozialdemokraten bis vor kurzem einen Schönheitsfehler. Kottisch war Freidemokrat. Angeblich ist Kottisch jetzt aus der FDP ausgetreten – sehr zum Ärger des Landesvorsitzenden Peter Braun. Scherf soll dem Newcomer Kottisch versprochen haben, daß er zum wirtschaftspolitischen Sprecher aufsteigen könne. Die Wirtschaftspolitiker Detmar Leo und Carsten Sieling müßten sich düpiert fühlen.

Daß der geschaßte CDU-Staatsrat Günter Niederbremer angeblich im Westen kandidieren will, hat Karl-Uwe Oppermann auf den Plan gerufen. Niederbremer wäre sein Konkurrent. Oppermann kann sich beruhigen: CDU-Parteifreunde sollen sich angeschickt haben, Niederbremer das Vorhaben, nach seinem Rücktritt für die Bürgerschaft zu kandidieren, auszureden.

Auch Wedige von der Schulenburg (CDU) bangt noch immer um seine politische Zukunft. Der Abgeordnete, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Konkursverschleppung ermittelt hat, will mit dem Segen des Kreisverbandes wieder in Oberneuland kandidieren – und zwar obwohl er inzwischen in Horn wohnt. Außerdem hat er einen gewichtigen Gegenkandidaten: SKP-Staatsrat Johannes Beermann, der Schulenburg als Stadtbezirks-Vorsitzender abgelöst hat. Beermann soll wiederum gesagt haben, Frank Lutz (justizpolitischer Sprecher der CDU) und die Abgeordnete Ulrike Schreiber müßten gehen. Beermann dementiert dies: „Das ist absurd.“

Das Ringen wird noch andauern. Die Abstimmungen in Ortsvereinen und Stadtverbänden sind nur das Vorspiel für die Wahlmänner- und Frauenversammlungen der Parteien, die letztendlich entscheiden. Und die finden nicht vor dem nächsten Frühjahr statt. kes

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