: Unterm Strich
Martin Walser steht zu seiner Meinung, räumte im MDR-Cultur-Café aber ein, er sei außerdem von einigen Leuten offensichtlich mißverstanden worden. In der Frankfurter Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hatte sich Walser gegen eine „Instrumentalisierung“ der Scham über die Verbrechen des Nationalsozialismus und des Schuldbewußtseins in Deutschland gewandt. Dafür war er unter anderem vom Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, kritisiert worden. Walser betonte, daß er bislang für keine seiner Äußerungen soviel Zustimmung bekommen habe wie für die Frankfurter Rede. Später Geborene können nicht für das verantwortlich gemacht werden, was vor ihrer Zeit geschah, sagte er bei der restlos ausverkauften Veranstaltung in Leipzig. Durch die Geschehnisse zwischen 1933 und 1945 sei seiner Meinung nach eine gewisse Immunisierung dafür geschaffen worden, daß so etwas nie wieder passiert. Geschichte sei im guten wie im bösen nicht wiederholbar. Er sei sich auch nicht sicher, ob die Wähler der rechtsextremen DVU in Sachsen-Anhalt politisch bedingt seien. „Das sind doch aussichtslose, verirrte Jugendliche“, meinte Walser. Ignatz Bubis hat unterdessen versprochen, seine Walser-Interpretation fortzusetzen.
Gestorben: Der frühere Intendant der Berliner Philharmoniker, Wolfgang Stresemann. Er starb am Freitag in Berlin im Alter von 94 Jahren, teilte das Berliner Philharmonische Orchester am Samstag mit. Stresemann, Sohn des früheren Reichskanzlers und Außenministers Gustav Stresemann, war fast 22 Jahre lang Intendant des Orchesters und galt als „der Mann hinter Karajan“. Er leitete die Philharmoniker zunächst vom 1. Oktober 1959 bis zum 31. August 1978 und dann noch einmal, auf dem Höhepunkt des Zerwürfnisses des Orchesters mit seinem Chefdirigenten Herbert von Karajan, vom 20. Juni 1984 bis zum 21. Februar 1986.
Nehmt noch dies: Der Fotoband „Sibylle – Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR“ aus dem Berliner Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf ist mit dem Kodak-Fotopreis 1998 ausgezeichnet worden. Der von Dorothea Melis herausgegebene 320-Seiten-Band enthält Fotografien von Arno Fischer, Günter Rössler, Roger Melis, Sibylle Bergemann und Ute Mahler.
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