: Der neue Mann mag Gefühle und meidet Gewalt
■ Jeder fünfte hat sich von alten Rollenmustern verabschiedet. Unverändert: die „Traumfrau“
Bonn (epd/AP) – Der „neue deutsche Mann“ ist gefühlvoller, gewaltärmer und partnerschaftlicher als Männer mit traditionellem Rollenverständnis. Von dem hat sich nach einer Studie bereits jeder fünfte Mann verabschiedet. Der „neue Mann“ beteiligt sich stärker am Haushalt, kümmert sich mehr um Kinder und akzeptiert Frauen als Kolleginnen und Vorgesetzte, ergibt die Untersuchung „Männer im Aufbruch“, die gestern vorgestellt wurde. Die katholische und evangelische Kirche, Auftraggeber der Studie, nannten sie eine „Momentaufnahme“.
Weitere 20 Prozent der deutschen Männer können dem „traditionellen Typ“ zugerechnet werden, der sich fast ausschließlich über seine Berufstätigkeit definiert. Jeder vierte Befragte wird dem pragmatischen Männertyp zugeordnet. Mit 37 Prozent bilden die „verunsicherten Männer“ die größte Gruppe. Besonders stark anzutreffen ist der traditionelle Männertyp bei den über 60jährigen und in der Altersgruppe unter 20. Der neue Typ ist dagegen in der Gruppe der 30jährigen am häufigsten vertreten. Für die Erhebung, die das Bundesfamilienministerium unterstützte, wurden etwa 2.000 Männer und Frauen befragt. Der Wiener Pastoraltheologe Peter M. Zulehner, einer der Autoren, sagte, die traditionellen und die „neuen“ Männer seien die „Randgruppen“. Die Zukunft gehöre dem pragmatischen Typ.
Der Studie zufolge favorisieren 47 Prozent der Männer und Frauen, daß Frauen während der Kindererziehung zu Hause bleiben. Eine gleichmäßig aufgeteilte Erwerbstätigkeit zwischen beiden Geschlechtern wird von 41 Prozent befürwortet. Mehr als die Hälfte der Frauen stuften die Frauenbewegung positiv ein, unter den Männer teilten nur 31 Prozent dieses Urteil. Homosexualität als Lebensform wird von neuen Männern viel stärker akzeptiert (64 Prozent) als von traditionellen (16 Prozent). Weniger stark ausgeprägt ist die religiöse Orientierung bei neuen Männern. Dem Umgang mit Leid, Schmerz und Tod entzögen sie sich stärker als traditionelle Männer.
Für 71 Prozent der Befragten gebe es eine „Traumfrau“. Auszeichnen müsse sie sich erstens durch Feenhaftigkeit, zweitens durch Selbständigkeit und drittens durch Gefühlswärme. Im Idealbild der Frau wiesen „neue“ und „alte Männer“ kaum Unterschiede auf.
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