Starkes Stück -betr.: "Plutonium für das Krümmel-Monster", taz vom 9.10.1995

Betr.: „Plutonium für das Krümmel-Monster“, 9.10.95

Nur weil Energieminister Möller sich (jetzt noch) gegen den Einsatz von Plutonium-Mischoxid-Brennelementen (MOX) ausspricht, ihn als „erklärten Atomkraft-Gegner“ hochzustilisieren, ist ein starkes Stück. Ich ersuche den Redakteur dringend, dafür Belege vorzulegen. Nach meinen Informationen hat Minister Möller seit seinem Amtsantritt den AKW-Betreibern in die Hände gespielt:

Den Leukämie-Reaktor Krümmel ließ er ans Netz mit der Begründung, das Öko-Institut habe die Leukämie-Urheberschaft von Krümmel verneint. Genau zu dieser Frage steht im Gutachten des Öko-Instituts aber kein einziges Wort.

Den Pannenreaktor Brunsbüttel ließ Möller nach fast drei Jahren Stillstand wieder ans Netz, obwohl längst nicht alle rißanfälligen Rohre ausgetauscht worden sind, obwohl second-hand-Pumpen eingebaut wurden, und weil er die Untersuchungen zur Erdbebensicherheit gestoppt hat. Die Atom-Moschee Brokdorf durfte im August wieder ans Netz, obwohl die Ursache dafür, daß 161 Focus-Brennelemente nicht mehr genutzt werden können, weil sie die Gefahr erhöhter radioaktiver Verseuchung in sich bergen, weiter ungeklärt ist. (Immerhin entspricht das zusätzlichen ca. 20 Transporten nach Sellafield.)

Abgebrannte Brennelemente läßt Möller trotz der von ihnen ausgehenden erhöhten Neutronenstrahlung – gegen unseren Protest – weiter nach La Hague durchknüppeln, wo Plutonium für die französischen Atombomben abgezweigt wird. Möller will die Windkraftnutzung in Schleswig-Holstein auf lächerliche 1200 Megawatt begrenzen; das ist weniger als die Leistung des AKW Brokdorf.

Einwände gegen das Norwegen-Kabel, mit dem die Auslastung der AKWs zu Lasten einer zukünftigen Solarenergienutzung erhöht wird, hat der Minister bisher nicht erhoben. Für mich steht fest: Hier ist ein Energieminister am Werk, der gute Arbeit für die Atomlobby macht!

Karsten Hinrichsen, Brokdorf-Kläger