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Motivation im dunkeln

■ Staatsanwältin Zippel im PUA Polizei: Keine Zweifel an Dialle D.'s Aussagen

Der Senegalese Dialle D. wurde von zwei Polizisten geprügelt, geschlagen und getreten. Sein Vergehen: eine schwarze Hautfarbe und eine antifaschistische Kappe. Gestern beschäftigte sich der Parlamentarische Untersuchungsausschuß (PUA) Polizei mit dem Fall vom Januar 1994, der vor einem Jahr den Polizeiskandal ausgelöst hatte. Die damals ermittelnde Oberstaatsanwältin Marion Zippel – die wegen Verfahrenseinstellungen bei Polizeistraftaten umstritten ist – wurde gestern im PUA vernommen.

Außer Zweifel steht für die Staatsanwältin, daß die Aussagen des Opfers Dialle D. der Wahrheit entsprechen. Doch was die Beweggründe der Beamten betrifft – Rechtsradikalismus, ziellose Aggressivität oder männlicher Schwachsinn? –, datauf will sich die Staatsanwältin nicht festlegen lassen: „Die Motivation ist im dunkeln“. Es könne schließlich auch sein, daß die Polizisten an dem „St. Pauli-Fans gegen rechts“-Emblem Anstoß genommen hätten, ganz vielleicht auch an der Hautfarbe des Angegriffenen. Rechtsradikalismus und Ausländerhaß als Motiv zugrunde zu legen sei „reine Spekulation“.

In Widersprüche verstrickte sich Oberstaatsanwältin Zippel bei der Frage, ob sich die beiden Täter als Polizisten zu erkennen gaben. „Logisch“ sei, so Zippel, daß die Polizisten dies nicht taten. Auf eine andere Frage gab sie jedoch an, Beamte versetzten sich „durch die Tat“ in den Dienst.

Akteneinsicht habe sie Dialle D.s Anwalt nicht verwehrt, im Gegenteil. Auch mit der Ausländerbehörde, die zur gleichen Zeit plötzlich Dialles Ausweisung einleitete, habe sie nicht gehabt. Auch sei ihr „bis heute nicht klar, warum Dialle D. und sein Anwalt sich so aufgeregt haben“. Die Vernehmung dauerte bei Redaktionsschluß noch an.

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