■ Hunderttagefragen
: Warum gibt es in Bonn nichts für Punker von der PDS?

Mal ganz ehrlich: Bonn ist nicht gerade ein Traum. Vor allem, wenn man jung ist, aus Berlin kommt und grün-pinke Haare hat. „Eine Szene?“ Die Frau vom Bonner Fremdenverkehrsamt ist irritiert. „Die gibt es hier nicht. Hier geht alles sehr gesittet zu.“ Sie empfiehlt ein politisches Kabarett. Von Punkrock hat sie schon mal gehört. In der Disko „Carpe Diem“ am Münster in der Wesselstraße, weiß sie, gehört der mit zum Repertoir. Im „Carpe Diem“ war Angela Marquardt aber noch nicht.

„Streß, Streß, Streß“, sind die ersten drei Worte der 27jährigen PDS-Bundestagsabgeordneten. Am Donnerstag ist sie mit einem griechischen Kamerateam durch die Bonner Innenstadt gerannt – die haben ein Feature über sie gedreht. Dabei hat sie, wie sie sagt, zum ersten Mal „richtig“ was gesehen. „Nett“ sei es in Bonn. Aber was heißt das schon?

Marquardt kennt nur den Bundestag. Von dort kommt sie nachts heim, guckt fern – am liebsten Filme – und fällt todmüde ins Bett. Das ist ihr Tag.

Hat sie denn keine Angst, daß sie etwas verpaßt? Und wenn, was?

Also zurück zum Fremdenverkehrsamt und nachgefragt, was es denn für die junge PDS- Abgeordnete zu sehen gebe. Die Dame dort überlegt. Schließlich fällt ihr doch eine Kneipe ein: Das „Bazooka“ veranstaltet ab und an Themenabende für Punks. „Dort fühlt sich Angela Marquardt bestimmt wohl.“ Aber die winkt nur ab. Das Label „Punk“ mag sie nämlich gar nicht hören. „Ich habe halt bunte Haare. Außer in Bonn findet das niemand besonders spektakulär.“

Im „Bazooka“ trifft man sie also nicht. Warum sie in Bonn aber auch sonst keine Kneipe findet, hat noch einen anderen Grund: „Um die Zeit, in der ich in die Kneipe gehen könnte, dürfen die schon kein Bier mehr ausschenken.“ Das hat sie schon einmal erlebt. Um halb zwölf ist sie in einer Kneipe „richtig rausgeschmissen“ worden – wegen der polizeilichen Sperrstunde. Darüber aufgeregt hat sie sich aber nicht. Denn so richtig gut schmeckt das Bier in Bonn nicht. „Halt Kölsch. Das ist nichts gegen das Radeberger im Torpedokäfer in Berlin.“ Da fliegt sie jedes Wochenende hin. Tina Hüttl