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■ StandbildSchön übertrieben

„Schimanski“, Sonntag, ARD, 20.15 Uhr

Stellen Sie sich vor, bei Ihnen im Betrieb würden mal wieder 2.000 Leute entlassen werden, von einem willkürlichen, selbstherrlichen Manager. Ohnmächtig ist Ihre Wut, ausgleichend die große Gerechtigkeit: Der eklige Kapitalistensack wird kurz darauf von der Polizei als Kindermörder überführt.

Zu schön, zu platt, um wahr zu sein? Erste Zweifel beim Betrachten des neuen Schimanski-Krimis „Rattennest“: alles doch ein bißchen dick aufgetragen, etwa der supercoole Manager Herstein mit der frappierenden Ähnlichkeit mit Hans-Olaf Henkel (hervorragend: Hans-Jörg Assmann). Der verbitterte, einbeinige Gangsterboß Ali (natürlich ein dreckiger Albaner, Tonio Arango) – nicht nur böse, sondern neudeutsch evil. Und hier wurde plötzlich klar: Schimanski ist schon lange kein Bulle mehr. „Schimanski“ spielt gar nicht in Duisburg – das „Rattennest“ (Regie: Hajo Gies) war ein Action-Spielfilm. Die Übertreibung, am Anfang unglaubhaft, wandelte sich in ein Qualitätsmerkmal, denn Götz George hatte so einfach unglaublich gute Szenen: Schimanski kommt immer im rechten Moment, gewinnt jeden Kampf, rettet die Staatsanwältin (Suzanne v. Borsody), haut blöde Exkollegen beiseite, löst den Fall, hat Probleme mit dem Alter und muß sich mit einem gefallenen Quasi-Sohn (Tobias Schenke) herumärgern – in jeder Szene perfekt gefilmt von Axel Block.

Und während wir das alles glücklich glucksend betrachteten, rannten wir in die geschickt ausgelegte Falle des Drehbuchautors Horst Vocks. Denn der Mörder war natürlich nicht der Manager – sondern dessen vernachlässigter Sohn. Das war so gut, das schauen wir uns gleich noch mal an. Stefan Kuzmany

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