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Außenseiter im Mittelpunkt

■ Spätestens im November – eine Tagung und eine Ausstellung zu Leben und Werk des Schriftstellers Hans Erich Nossack

Das Werk des Hamburger Schriftstellers Hans Erich Nossack (1901-1977) ist weitgehend vergessen – bis auf seine Erzählung Der Untergang, einen auch nach 55 Jahren eindringlichen Text über die Zerstörung Hamburgs 1943. Diese „schwindende“ Wirkung Nossacks erinnert an eine Selbstbeschreibung des Autors: „Ich traf einen hochgewachsenen Mann, eher kantig als weich und von einer nervösen und nervösmachenden Wachsamkeit. Dauernd lenkt er von sich ab und versucht, sich mit einer wegwerfenden Handbewegung auszulöschen.“

Hamburg hat Nossack, einen der großen Außenseiter der westdeutschen Nachkriegsliteratur, aus dem Blick verloren. Dem Literaturwissenschaftler Günter Dammann kommt nun das Verdienst zu, ihn mit einem internationalen Symposium zu ehren. Es soll das Interesse am sperrigen Werk dieses auch als Person eher spröden Autors neuerlich entfachen: „Bei der Frage, was bleibt von der Nachkriegsliteratur, muß Nossack unbedingt genannt werden. Mir schien immer fragwürdig, daß Wolfgang Borcherts Werk derart starke Beachtung findet.“

Im Mittelpunkt der Tagung stehen einzelne Werke des Erzählers – Spätestens im November, Spirale, Der Fall d'Arthez, aber auch seine literarische Freundschaften, beispielsweise die zu seinem „Entdecker“, dem Suhrkamp-Lektor Hermann Kasack, oder zu Alfred Andersch und Ernst Kreuder. Und natürlich befassen sich Referenten mit dem Konfliktverhältnis Nossacks zu seiner Heimatstadt Hamburg.

Jahrzehntelang changierend zwischen seiner Existenz als Kaffeeimportkaufmann und der als Schriftsteller, entfaltet Nossack ein virtuoses Verwirrspiel um die eigene Biographie. Auf der Grundlage der in Vorbereitung befindlichen Edition von Nossacks umfangreichem Briefwechsel untersucht die Herausgeberin der Nossack-Tagebücher, Gabriele Söhling, das Spannungsverhältnis von Aufbruch und Resignation des Autors. Erst mit 45 Jahren wurde Nossack einem breiteren Publikum bekannt, und erst 1956 konnte er das ungeliebte Doppelleben aufgeben, die Firma verkaufen und – unterstützt von einem Mäzen – die letzten zwanzig Jahre als freier Schriftsteller leben.

Die Nossack-Tagung wird flankiert von der Ausstellung ...niemals Lebenserinnerungen. Hans Erich Nossack 1901-1977 in der Staatsbibliothek. Dort erlauben Fotos Einblicke in die Privatsphäre Nossacks, zugleich belegen Dokumente seine Strategie des Spiels mit der eigenen Biographie. „Die eigene Wahrheit ist im heutigen Weltzustand die einzige Wirklichkeit“, war Nossack überzeugt.

Die Hamburger Tagung Hans Erich Nossack. Leben, Werk, Kontext versucht Annäherungen an einen zeitlebens distanzwahrenden Autor. Nossack selbst war überzeugt: „Was von der Literatur unserer Tage übrig bleiben wird, kann nur Monolog sein.“ Tagung und Ausstellung eröffnen die Chance zum Dialog. Frauke Hamann

Tagung: heute bis Samstag, Katholische Akademie, Herrengraben 4; Ausstellung: Staatsbibliothek, Von-Melle-Park 3, 20. November - 9. Januar, Mo-Fr 9-21, Sa 10-13 Uhr

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