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Präsidentenjob heiß umkämpft

■ Die Politologin Gesine Schwan möchte FU-Chefin werden. Den Wunsch teilt sie mit dem Vizepräsidenten Gaehtgens. Doch Amtsinhaber Gerlach hat noch gar nicht offiziell verzichtet

Zwei Wochen vor dem Festakt zum 50jährigen Bestehen ist an der Freien Universität (FU) der Wahlkampf um das Präsidentenamt entbrannt. Die Politik-Professorin Gesine Schwan (SPD), der schon lange Ambitionen auf das Amt nachgesagt werden, hat ihren Hut jetzt offiziell in den Ring geworfen. Sie glaube, daß sie aufgrund ihrer politischen Kontakte viel für die Hochschule erreichen könne, sagte die kontaktfreudige 55jährige.

Daß der bisherige Präsident Johann W. Gerlach bei der Wahl im Juni 1999 noch einmal antritt, gilt als unwahrscheinlich. Nach seinem schweren Autounfall im Februar dieses Jahres ist der 60jährige noch immer krank geschrieben. Am Montag zeigte er sich bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Umberto Eco zwar erstmals wieder in der Öffentlichkeit, doch wirkte er noch sehr geschwächt. Die Bild-Zeitung zitierte ihn gestern mit den Worten, er „glaube nicht mehr“, daß er wieder in sein Amt zurückkehren werde.

Als „natürlicher“ Kandidat für die Nachfolge galt bisher der erste Vizepräsident Peter Gaehtgens, der seit Gerlachs Unfall die Geschäfte der FU führt. Derart tatkräftig stürzte sich der 60jährige Mediziner in die Neustrukturierung der Hochschule und in die Jubiläumsfeiern, daß zuletzt kaum noch jemand von einem „kommissarischen“ Präsidenten sprach. Keine Frage also, daß Gaehtgens kandidieren will – doch solange Gerlach nicht verzichtet hat, mag er sich nicht offiziell bewerben. Daß Gesine Schwan gleichwohl kurz vor dem FU-Jubiläum den Wahlkampf eröffnet, gilt im Präsidialamt als schlechter Stil.

Eines ist aber jetzt schon sicher: Anders als bei früheren Präsidentenwahlen werden die alten Richtungskämpfe keine Rolle mehr spielen. Denn in der Lagerlogik stehen Schwan und Gaehtgens gleichermaßen auf der konservativ-liberalen Seite. Schließlich war Schwan 1984 wegen ihrer Kritik an einem „bagatellisierenden“ Umgang mit der DDR-Diktatur aus der Grundwertekommission der SPD abgewählt worden, der sie seit zwei Jahren wieder angehört.

Beide Kandidaten werden die 61 Mitglieder des erweiterten Akademischen Senats also mit anderen Argumenten überzeugen müssen. Schwan, die die erste Frau an der FU-Spitze wäre, setzt vor allem auf die Umwidmung des früheren US- Headquarters zum zentralen Campus. Bislang scheiterte dieser Plan daran, daß auch der Bundesnachrichtendienst das Gelände nutzen möchte. Auf ihr Betreiben hin habe sich jedoch der Bonner Staatsminister für Kultur, Michael Naumann (SPD), die Idee zu eigen gemacht, erklärte Schwan. Nur so lasse sich die Identität der Hochschule stärken. Ralph Bollmann

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