: Suche nach Wiesen-Kompromiß
■ Niendorfer Bürgerbegehren: Anwohner, SPD-Fraktion und Bauträger verhandeln über Teilbebauung der Cordeswiese
„Die Interessen des Investors sind für uns überhaupt nicht interessant.“ Claudia Petzoldt, Mit-initiatorin des ersten Hamburger Bürgerbegehrens gegen die Bebauung der Cordeswiese in Niendorf, lehnt Kompromißvorschläge, die eine Teilbebauung der Wiese mit öffentlichem Park vorsehen, ab. Die Anwohner der Wendlohstraße, die direkt an dieser Wiese vorbeiführt, sind kompromißbereiter. Vergangene Woche setzten sie sich auf Initiative der SPD-Fraktion Lokstedt mit dem möglichen Bauträger an einen Tisch, um entsprechende Vorschläge zu diskutieren.
Ursprünglich sah der Bebauungsplan für die Cordeswiese eine zwei- bis dreigeschossige Blockbebauung für 60 Eigentumswohnungen vor. 55 Prozent der 12.000 Quadratmeter großen Wiese sollten überbaut werden; die verbleibende Freifläche ist den Anliegern jedoch zu wenig. Niendorf sei zwar ausreichend mit Grünanlagen versorgt, so Reinhard Christmann, Vertreter der Anliegergemeinschaft, doch weise das Zentrum, zu dem auch die Wiese gehört, ein Defizit an Grün auf. Im Landschaftsprogramm von 1997 sei festgeschrieben, daß 10.000 Quadratmeter der Cordeswiese als „wohngebietsbezogener Freiraum“ unbebaut bleiben sollten. „Wir sehen durch die jetzige Planung das Hamburger Landschaftsprogramm verletzt“, argumentiert Christmann.
Dabei halten die Anlieger die Teilbebauung für notwendig. Die Wiese befindet sich nämlich in Privatbesitz. Der Eigentümer möchte einen Teil von ihr gewinnträchtig an einen interessierten Bauträger verkaufen, den Rest der Wiese würde er dann der Stadt als Freifläche überlassen. „Die Wiese hat einen Wert von mehreren Millionen Mark“, versichert Christmann. „Wir sind daher darauf angewiesen, daß der Eigentümer mitzieht.“
Claudia Petzoldt vom Bürgerbegehren sieht das nicht so. Der nahegelegenen Schule am Bindfeldweg fehlten „mehrere Tausend Quadratmeter Freifläche“. Ursprünglich sollte die Schule auf der Cordeswiese einen neuen Sportplatz erhalten. Doch davon ist keine Rede mehr. „Solange nicht alle Interessen berücksichtigt werden, pochen wir auf einen Bürgerentscheid“, bekräftigt Petzoldt daher. Erst am Dienstag habe die Initiative weitere 1000 Unterschriften beim Bezirksamt Eimsbüttel abgegeben. 3563 Wähler sprechen sich damit schon gegen eine Bebauung der Wiese aus – knapp 5600 müssen es werden. Andreas Hornung
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