Hitler-Satire in Mölln

Das Thema „Faschismus“ satirisch zu behandeln, ist ein Tanz auf dünnem Eis. Ab heute reist der türkische Schauspieler Serdar Somuncu aus Neuss durch Kiel, Flensburg, Eckernförde, Mölln und Lübeck, um aus Adolf Hitlers Mein Kampf zu rezitieren.

Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, soll laut Ankündigung den „ungeheuren Hirnriß“ der „wahnhaften Andeutungen“ und „pseudowissenschaftlichen“ Theorien im Text des „Führers“ entlarven. Man dürfe während der Vorstellung „ruhig lachen“, bietet der Schauspieler an. Dennoch solle nicht aus dem Blick geraten, „daß Mein Kampf der Fahrplan zum Völkermord war“.

In Mölln richtet der „Verein Miteinander leben e.V.“ die Veranstaltung am Freitag zum 6. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags im Jahre 1992 aus, bei dem fünf Menschen starben. Sabine Tetzlaff von Verein erklärt, sie wolle nicht „immer nur trauernd auf dieses Ereignis zurückschauen“, sondern „Rechtsradikalismus allgemein thematisieren“.

Inwieweit das durch die Belustigung über Hitlers schlechten Schreibstil gelingen soll, bleibt allerdings offen. Zudem fragt es sich, ob durch den Blick auf Hitlers „Wahn“ nicht die Gründe für die Massenwirksamkeit des Nationalsozialismus eher vernebelt als aufgedeckt werden. jam

Erste Vorstellung heute, 20 Uhr, in der Pumpe in Kiel, Haßstraße 22