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Warmer Finanz-Regen nach der Pleite

■ Koalitionsausschuß beschließt Umverteilung der durch die Metropol-Pleite freigewordenen Gelder auf andere Theater. Polizeistaffel bleibt erhalten. Kita-Finanzierung weiter unklar

Die Pleite des Metropol-Theaters führt zu einem warmen städtischen Geldregen für andere Spielstätten der Hauptstadt: Die SPD- und CDU-Vertreter des Koalitionsausschusses haben sich nach Auskunft des SPD-Haushaltsexperten Klaus Wowereit am Samstag darauf geeinigt, mit den für dieses Jahr dem Metropol-Theater zugedachten Mitteln auch andere Theater zu unterstützen.

Zwar sollen von den 24,3 Millionen Mark für das Metropol weiter 800.000 Mark für die Betriebskosten des Theaters ausgegeben werden, während über 3 Millionen Mark bereits vereinbarte Vergleiche mit ehemaligen Mitarbeitern des Hauses verschlingen würden, erläuterte Wowereit. Zudem seien weitere 6,4 Millionen für vorhersehbare Abfindungen in diesem und im nächsten Jahr reserviert.

Aber auch die Deutsche Oper erhalte nun vom früheren Metropol-Geld über 4 Millionen Mark als Liquiditätshilfe, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Etwa 3 Millionen würden Karussell-, Maxim Gorki Theater und Deutsche Oper als Zuschuß zum Ausgleich der Betriebsverluste aus dem Jahr 1997 bekommen. Für das laufende Jahr sollen über 5 Millionen Mark Betriebsverluste der städtischen Bühnen, also etwa des Deutschen und des Maxim Gorki Theaters, lindern.

Keine Einigung gab es Wowereit zufolge über mögliche Hilfen für die Privattheater Berlins wie etwa das Renaissance- oder das Hansa-Theater. Auch einen von der Kulturverwaltung vorgesehenen Fonds in Höhe von 12 Millionen Mark für Abfindungen entlassener Mitarbeiter einzelner Häuser werde es zumindest in nächster Zeit nicht geben.

Die Theatermisere ist also mit dem Beschlüssen vom Samstag noch lange nicht beendet. Es gebe weiter die „Problemfälle“ Deutsche Oper und Deutsches Theater, erklärt Wowereit. So sei für die Deutsche Oper trotz der Beschlüsse bis Ende dieses Jahres ein Defizit von etwa 20 Millionen Mark zu befürchten. Das Deutsche Theater werde wohl 1998 einen Betriebsverlust von etwa 4,6 Millionen Mark einfahren, im nächsten Jahr voraussichtlich ein Defizit von 3,6 Millionen.

Auch das Landespolizeiorchester und die Reiterstaffel sollen nach der Einigung im Koalitionsausschuß erhalten werden. Unklar bleibt jedoch, wie die veränderte Finanzierung der Kindertagesstätten aussehen und wie das Metropol-Theater trotz Risiken in Millionen-Höhe wiedereröffnet werden könnte. Der Ausschuß forderte Kultursenator Peter Radunski (CDU) lediglich auf, einen Entwurf vorzulegen: für die „Neuregelung der Operette in Berlin“. Philipp Gessler

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