piwik no script img

Treibgut treibt gut

■ In einem mythischen Land namens Americana: Hazeldine spielen morgen im Logo ihren schwelgerischen Folkrock

Die Karrieren von amerikanischen Folk-Künstlern verlaufen manchmal in seltsamen Bahnen. Penelope Houston zum Beispiel mußte ein paar Jahre in hiesigen Clubs auftreten, bevor sie durch ihren Vertrag mit der deutschen Warner-Dependance schließlich auch in ihrer Heimat wieder massiv in den Plattenregalen vertreten war. Und auch Hazeldine brachten erst einmal ein Album auf dem deutschen Indie-Label Glitterhouse heraus, um sich darauf von einer großen US-Firma signen zu lassen. Diese Art des Umwegs paßt gut zu einer Musik, in der das Schwelgen und das Treibenlassen elementare Eigenschaften sind. Digging You Up, das Major-Debüt des Quartetts, besticht denn auch vor allem durch schier uferlose Gitarrenriffs.

Daß Hazeldine hier noch einmal ein paar ihrer besten Songs des ersten Albums neu auflegen, ist dabei schon in Ordnung – „Allergic To Love“ stellt schließlich zweifellos eines der besten Folkrockstücke der letzten Jahre dar. Und das noch einmal von Grant Lee Buffalo gecoverte „Fuzzy“ geht als akzeptabler Versuch durch, an den amerikanischen Markt anzudocken – obwohl die Band aus New Mexico solche Anleihen nicht einmal nötig hat. Hazeldine spielen Country, aber sie stammen aus einer Welt, in der mit diesem Begriff recht locker verfahren wird – Vic Chesnutt oder Neutral Milk Hotel sind assoziierte Künstler, das sagt alles.

Trotzdem haben Hazeldine nichts dagegen, sich tief ins mythische Land namens Americana zu versenken. Ihr erstes Langspielwerk etwa haben sie in einer verwaisten Billardhalle an der legendären Route 66 aufgenommen. Digging You Up ist da jetzt sehr viel breitwandiger produziert – Treibgut, das gut nach vorne treibt, sozusagen. Live spülen die drei rustikalen Damen und der knorke Schlagzeuger dann auch die letzten Zweifel beiseite. cbu

mit Jack Logan und Unni Wilhelmsen: morgen, 21 Uhr, Logo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen