: Investor will in Tegel abheben
■ Hochtief investiert 100 Millionen Mark für den Ausbau des Flughafens. Kapazitäten für den wachsenden Luftverkehr reichen angeblich nicht aus. Charter-Terminal für Schönefeld geplant
Trotz des Beschlusses, den Flughafen Tegel im Jahr 2007 zu schließen und den Bonn-Berlin-Verkehr über Schönefeld abzuwickeln, will der Konzern Hochtief 100 Millionen Mark in Tegel investieren. Dahinter steckt die Befürchtung, daß die Kapazitäten in Tegel für den wachsenden Flugverkehr in den nächsten Jahren nicht ausreichen. Gleichzeitig soll mit einem ebenfalls dreistelligen Millionenbetrag im Flughafen Schönefeld ein Charter-Center errichtet werden.
Laut Hochtief ist kein „riesiger Ausbau“ in Tegel geplant. Über die Details werde zur Zeit noch mit den Fluggesellschaften verhandelt. Lufthansa und Deutsche BA rechnen in Tegel bis 2007 mit einem Anstieg von derzeit neun Millionen Passagieren auf zwölf Millionen jährlich. Der Flughafen war aber nur für fünfeinhalb Millionen Fluggäste ausgelegt.
Darüber hinaus will Hochtief – der Konzern bildet mit der Bankgesellschaft Berlin das Konsortium, das die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) übernehmen wird – in Schönefeld investieren. Neben den bestehenden Terminals soll ein „Fun & Fly“- Terminal für Charterflüge für fünf Millionen Passagiere im Jahr gebaut werden. Bislang werden rund zwei Millionen Fluggäste in Schönefeld abgefertigt.
Hinter der überraschenden Investition des Konzerns in Tegel vermutet der verkehrspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Michael Cramer, den Einfluß der CDU. Über den CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky, der im Aufsichtsrat der Bankgesellschaft sitzt, übe die Partei Druck auf das Konsortium aus, um Tegel weiterhin offenzuhalten.
Nach Ansicht des Grünen-Verkehrsexperten läßt sich der Flugverkehr jedoch so aufteilen, daß Tegel nicht erweitert werden muß. 60 Prozent des Berliner Flugverkehrs seien Kurzstreckenflüge unter 600 Kilometern. Wenn die Zugverbindungen ins Bundesgebiet fertiggestellt seien, schätzt Cramer, nähme die Anzahl dieser Flüge ab. Zudem könne der Senat den Flugverkehr so aufteilen, daß nationale Flüge in Tegel und internationale Flüge in Schönefeld abgewickelt würden. Davon wären alle Fluggesellschaften betroffen, so daß sich keine diskriminiert fühlen könnte. Die Schlußfolgerung ist für Cramer jedoch klar: „Wer 100 Millionen Mark in Tegel vergeuden kann, braucht für den Ausbau von Schönefeld nicht die Unterstützung der öffentlichen Hand.“ Denn bislang gehören die Grundstücke am neuen Flughafen Schönefeld den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund – inklusive der Schulden von 500 Millionen Mark aus Grundstückskäufen. Diese Schulden hat das Konsortium nicht übernommen. Dafür müssen weiterhin die Steuerzahler aufkommen. Jutta Wagemann
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