Bäderbetriebe springen ins leere Becken

■ Das Sport- und Erholungszentrum SEZ in Friedrichshain wird nicht privatisiert, sondern an die Bäderbetriebe übertragen. Investitionen für die Einrichtung sind aber noch nicht gesichert. Grüne und PD

Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) wird nicht privatisiert, sondern an die Berliner Bäderbetriebe (BBB) übertragen. Die rund 200 Mitarbeiter, die sich gegen einen Zuschlag an den privaten Betreiber des Neuköllner Spaßbades Blub gewehrt hatten, dürften den gestrigen Senatsbeschluß mit Erleichterung aufgenommen haben. Bei der Umwandlung des SEZ in eine Anstalt öffentlichen Rechts genießen sie weiterhin die Vorzüge des öffentlichen Dienstes.

Im SEZ sollen künftig noch 130 Beschäftigte arbeiten, die übrigen 79 Mitarbeiter sollen in anderen Stadtbädern eingesetzt werden sowie in der Olympiaschwimmhalle, die im Sommer 1999 eröffnet wird.

Doch der Preis für die sozialverträgliche Lösung, für die sich auch die ÖTV eingesetzt hatte, ist hoch: Noch völlig ungesichert sind die dringend notwendigen Investitionen, mit denen das SEZ attraktiver werden soll. Für 1999 ist keine müde Mark vom Land zu erwarten. Denn für den Haushalt 1999, den heute der parlamentarische Hauptausschuß beschließen wird, sind nur die laufenden Zuschüsse, nicht aber die rund 20 Millionen Mark für Investitionen eingeplant. Sie sollen noch gesondert vom Senat beschlossen werden, sagte Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gestern. Dennoch rechnete Stahmer gestern noch für den Herbst 1999 mit dem Baubeginn.

Geplant ist u.a. eine Erweiterung der bisher sehr kleinen Außenschwimmbecken und der Bau einer „Saunalandschaft“. Die Gastronomie soll komplett renoviert werden. Die wesentliche Bauzeit falle in das Jahr 2000, so Stahmer. Doch ließe sich der Baubeginn für die Bäderbetriebe nur einhalten, wenn sie dafür Kredite aufnähmen.

Der BBB-Vorstandsvorsitzende Günter Kube sagte gestern, eine Kreditaufnahme sei „denkbar“, er hoffe aber, daß das Land Gelder für Investitionen bereitstelle. „Das Schlimmste wäre, wenn das SEZ an die Bäderbetriebe übertragen würde und alles weitergeht wie bisher“, sagte Kube. Das dürfe nicht eintreten.

Kube zeigte sich optimistisch, daß die von der BBB erwarteten Besucherzahlen von 1,1 Millionen tatsächlich erreicht werden können. Dafür müsse der Sportkomplex allerdings attraktiver werden, was wiederum Investitionen voraussetze. In den letzten Jahren waren die Besucherzahlen von 1,14 Millionen im Jahr 1995 auf 820.000 Nutzer im vergangenen Jahr zurückgegangen.

Das SEZ bietet sieben Schwimmbecken, drei Fitneßstudios, Sport- und Bowlinghallen sowie eine Eisbahn, die im Sommer als Rollschuhbahn genutzt wird. Ergänzt wird das Angebot durch Restaurants, Cafés und ein Sportgeschäft. Die Eintrittspreise, so kündigte Stahmer gestern an, dürften nach den Umbaumaßnahmen – wie bei anderen „optimierten“ Stadtbädern „über den normalen Eintrittspreisen liegen“. Derzeit beträgt der Eintritt zehn Mark für zweieinhalb Stunden.

Grüne und PDS begrüßten gestern die Übertragung des SEZ an die Bäderbetriebe. „Das ist eine richtige Entscheidung“, sagte die grüne Fraktionschefin Michaele Schreyer. „Man hätte diese Lösung aber schon früher haben können.“ Eine Privatisierung hatten die Grünen auch deshalb abgelehnt, weil Blub-Betreiber Harald Frisch dann ein Monopol im Spaßbadbereich gehabt hätte. Dorothee Winden