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Explosion vor deutscher Botschaft

■ Eine Autobombe tötet in Jemens Hauptstadt Sanaa zwei Sicherheitsbeamte. Der Anschlag soll einem ganz in der Nähe wohnenden Scheich gegolten haben. Anlaß und Täter sind unbekannt

Bonn/Sanaa/Berlin (dpa/AFP/ taz) – Bei der Explosion einer Autobombe vor der deutschen Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurden gestern zwei jemenitische Sicherheitsbeamte getötet. Angehörige der Botschaft blieben unverletzt. Das Gebäude wurde beschädigt.

Nach Darstellung der jemenitischen Ermittler richtete sich der Anschlag gegen den einflußreichen Scheich Kaid Bin Schagea, der auf der anderen Seite der Straße, gegenüber der Botschaft, wohnt. Jemenitische Sicherheitsbeamte in Sanaa teilten gestern nachmittag mit, daß sechs weitere Jemeniten verletzt worden seien. An der Botschaft und einigen umliegenden Häusern sei erheblicher Sachschaden entstanden. Militär und Polizei hätten den Tatort abgeschirmt. Ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Sanaa sagte, das Gebäude habe einen mittelschweren Schaden erlitten. Die jemenitische Botschaft in Bonn sprach dagegen von geringfügigen Sachschäden.

Das Attentat wurde mit einer Zeitbombe verübt, die um 10 Uhr Ortszeit genau vor dem Haus des Scheichs detonierte. Der Anlaß für den Anschlag ist unbekannt. Bis gestern abend bekannte sich keine Gruppe zu dem Attentat. Auch eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Bonn sagte, nach den bisherigen Erkenntnissen habe der Sprengsatz nicht der Botschaft selbst gegolten. Nähere Einzelheiten konnte die Botschaftssprecherin nicht nennen. Zuvor hatte es aus der jemenitischen Botschaft geheißen, der Grund für die Explosion seien Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden jemenitischen Gruppen.

Im Jemen halten seit Sommer diesen Jahres Spannungen an. Die Regierung hatte weitere Auflagen des Internationalen Währungsfonds erfüllt und unter anderem die Preise für Treibstoff und andere Grundnahrungsmittel erhöht. Bei den teilweise schweren Auseinandersetzungen sind bisher knapp 100 Personen ums Leben gekommen.

Im September hatte es eine ganze Reihe von Anschlägen gegeben. Am 23. September wurden zwei Menschen getötet und Dutzende durch eine Autobombe in der südlichen Provinz Dhaleh getötet. Drei Tage zuvor kamen in der südlichen Hafenstadt Aden, der früheren Hauptstadt der Volksrepublik Jemen, zwei weitere Menschen ums Leben, als ein Sprengsatz auf einem Marktplatz explodierte. Die Regierung verdächtigte im Exil lebende Clanchefs aus dem Süden des Landes als Drahtzieher. Gegen diese hatten die offiziellen Truppen 1994 einen Krieg geführt und gewonnen. Viele der Clanchefs mußten daraufhin ins Exil gehen.

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