: Wechsel 98
Die Arbeitslosigkeit wird in Deutschland einer Studie zufolge erst nach dem Jahr 2010 unter die Marke von vier Millionen fallen. Erst in den folgenden zehn Jahren wird ein dauerhafter Rückgang auf rund drei Millionen Arbeitslose erwartet. So steht es im neuen neuen Deutschland-Report des Schweizer Prognos-Instituts. Die Welt berichtete, die Forscher erwarteten zwar in den kommenden Jahren eine halbe Million neue Stellen, aber dies entspreche nur der Zunahme der Erwerbstätigen. Erst ab dem Jahr 2010, wenn die Zahl der Erwerbstätigen sinke, könne der Arbeitsmarkt entlastet werden. Bis 2020 sei aber dennoch mit etwa drei Millionen Arbeitslosen zu rechnen. AP
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Die ostdeutschen Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen verlangen, mehr Bundesbehörden in die neuen Länder zu verlegen. Nach einem Beschluß der Föderalismus-Kommission von 1993 sollten die fünf neuen Länder einen „angemessenen Anteil“ an den Bundesbehörden und -einrichtungen erhalten. Die Sprecherin der ostdeutschen Grünen-Abgeordneten, Antje Hermenau, kritisierte gestern in Bonn, diese Vorgabe sei nur sehr zögerlich umgesetzt worden. dpa
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Die deutschen Energiekonzerne sind offenbar uneinig in ihrer Haltung zur Atompolitik des Bundes. Wie die Berliner Zeitung berichtete, sind nicht abgestimmte Forderungen von Bayernwerk-Chef Otto Majewski Auslöser der Differenzen. Als Sprecher der Kernkraftwerksbetreiber habe Majewski öffentlich eine technisch mögliche – und damit als eventuell entschädigungsfähig geltende – Laufzeit der betriebenen Atomreaktoren von „40 bis 60 Vollastjahren“ genannt. Sprecher mehrerer Energiekonzerne sagten, diese Position sei kein Branchenkonsens. Die von Majewski in den Raum gestellte Maximalposition lasse den Schluß zu, daß die Bayern mit Rückendeckung ihrer Staatsregierung einen atompolitischen Konfrontationskurs verfolgen. AP
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Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hat den russischen KP-Chef Gennadi Sjuganow aufgefordert, den antisemitischen Duma-Abgeordneten Albert Makaschow aus der Partei auszuschließen. Bubis hatte am Mittwoch abend am Köln-Bonner Flughafen mit Sjuganow gesprochen. Sjuganow habe in dem Gespräch versucht, „billige Ausreden zu gebrauchen“. Er habe die antisemitischen Äußerungen Makaschows als „Randerscheinungen, die mit der schlechten Wirtschaftslage“ zusammenhingen, dargestellt, sagte Bubis im Saarländischen Rundfunk. dpa
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In Ostdeutschland lebt jedes zehnte Kind unter sieben Jahren von Sozialhilfe. Das ergab eine Studie des DGB-Bundesvorstandes zur Entwicklung der Sozialhilfebedürftigkeit, die der Sozialexperte Wilhelm Adamy gestern in Berlin vorstellte. Die überdurchschnittlich hohe Quote führte Adamy darauf zurück, daß in den neuen Ländern mehr Haushalte von Sozialhilfe leben als im Westen. Auch der Anteil der Alleinerziehenden sei höher als im Westen. Dort lebten acht Prozent der Kinder unter sieben Jahre von Sozialhilfe. dpa
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