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T-20: der neue Hoffnungsträger

Neue Medikamente, die das Instrumentarium im Kampf gegen HIV erweitern, sind dringend nötig. Eine erfolgversprechende Arznei, die jetzt auf dem Prüfstand steht, heißt „T-20“, ein synthetisches Aminosäurepeptid, das in den USA seinen ersten klinischen Test an sechzehn HIV-Infizierten bestanden hat. Das eigentlich Aufregende an T-20 ist sein neuer Therapieansatz. Die derzeit verfügbaren antiviralen Mittel haben alle dasselbe Ziel. Sie blockieren die Schlüsselenzyme der Virusvermehrung, die Protease und die Reverse Transkriptase. Anders T-20: Sein Angriffspunkt ist die Virushülle. In vereinfachten Darstellungen wird HIV gerne als Kugel gezeigt, mit kleinen Tentakeln ringsum, an deren Enden kleine „Knöpfchen“ sitzen. Beides, Knöpfchen und Tentakeln, braucht HIV, um sich an die Wirtszelle andocken und über die Verschmelzung der Zellmembranen seine Erbinformation einschleusen zu können. T-20 blockiert genau diese Membranverschmelzung. Im klinischen Versuch zeigte sich bei ausreichender Dosierung eine starke Hemmung der Virusvermehrung. Die meßbare Virusmenge im Blut sank unter die Nachweisgrenze. Zugleich war das Medikament gut verträglich. Allerdings scheint T-20 nicht alle Körperbarrieren zu überwinden: „Die Ausbreitung im Genitaltrakt und im zentralen Nervensystem bleibt problematisch“, kommentiert das Fachblatt Nature Medicine. Ein weiteres Problem: Das Mittel kann nicht oral eingenommen werden, weil es die Verdauungsorgane zerstört. Es muß direkt in die Vene injiziert werden. Mit diesem Handikap, so vermutet Nature Medicine, kann T-20 – wenn es die weiteren Tests besteht und zugelassen wird – wohl nur als Notreserve bei Schwererkrankten eingesetzt werden. Dennoch: ein Hoffnungsträger, der zeigt, daß HIV noch weitere Angriffspunkte bietet.man

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