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Technische Geräte und Patienten zuletzt

■ Operation Umzug: Die Chirurgie des Krankenhauses Ochsenzoll steht nun in Heidberg

Die Umzugswagen sind vorgefahren. Gitterbetten, Krankentragen, Kartons voller Einwegspritzen, Verbandsmaterial und medizinische High-Tech-Geräte, deren Bildschirme sonst Herzfrequenzen in Zickzackkurven anzeigen – das Foyer im Krankenhaus Ochsenzoll ist vollgestapelt, und alles soll mit. Die Chirurgie samt Anästhesie-Abteilung, OP-Ausstattung, Not- und Unfallambulanz sowie Intensivstation ist am Sonnabend von Ochsenzoll ins Allgemeine Krankenhaus Heidberg, einen Kilometer Luftlinie entfernt, umgezogen. Heute um 12 Uhr soll der Betrieb dort normal weitergehen.

Im Zuge der „Krankenhausumstrukturierung“, wie Bettenabbau, Rationalisierung und rigide Sparpläne auf behördendeutsch heißen, war vor Monaten beschlossen worden, die beiden Krankenhäuser zu Schwerpunktkliniken umzubauen: In Heidberg soll künftig nur noch der operative Bereich ansässig sein, in Ochsenzoll die sogenannte „konservative“ Medizin. Dazu zählen etwa Nierenabteilung, Psychiatrie, Neurologie und Innere Medizin. Von bisher 102 Chirurgiebetten in Ochsenzoll und 72 in Heidberg bleiben nach dem Umzug 104 übrig, alle in Heidberg. Die dortigen „nicht-operativen Stationen“ ihrerseits werden Mitte Februar nach Ochsenzoll ziehen. „Ziel ist, keine doppelten Angebote mehr zu haben“, erklärt Johannes Adler, der den Umzug mit einer Ruhe managt, als tue er das jede Woche.

Er hat alle angewiesen mitanzupacken, auch Ärzte und Pflegepersonal. Manche Bahren möchte man lieber dem Sperrmüll anvertrauen, doch Adler hängt an seinen Schätzchen. „Nur die empfindlichen Gerätschaften dahinten, die lassen Sie bitte stehen, dafür haben wir unsere Techniker“, weist er die Umzugshelfer an. Nicht, daß etwas beschädigt wird, wenn so ein ungeschickter Arzt die sensiblen Apparate anpackt. „Und die Patienten“, sagt Adler, „die Patienten ganz zuletzt“.

„Alle, die einigermaßen fit waren, haben wir entlassen“, sagt eine Krankenschwester. Die anderen, rund 50, wurden in Krankenwagen nach Heidberg transportiert. „Daß ich von einem Krankenhaus ins andere ziehen würde, hätte ich nicht gedacht“, sagt ein Mann mit Oberschenkelhalsbruch. Aber „Krankenzimmer ist Krankenzimmer“.

Das Pflegepersonal zieht auch mit um. Dabei „werden unsere Teams auseinandergerissen“, klagt ein Pfleger. „Und überhaupt, was das alles kostet.“ Darüber spricht in der Tat niemand. „Wir wissen es nicht“, beteuert Projektmanager Adler. Klar ist nur: In Heidberg wurde renoviert und gebaut, was das Zeug hielt. Dabei war vor sechs Jahren erst ein Großteil der dortigen Chirurgie nach Ochsenzoll verlagert worden, wo extra ein Neubau errichtet worden war. „Damals“, sagt Adler, „konnte doch niemand wissen, daß die Krankenhauslandschaft sich so verändern würde.“

Heike Haarhoff

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