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KommentarKein Glühwein vom Amt

■ Warum der Altonaer Versuch nicht nur gescheitert, sondern auch gefährlich ist

Der Modellversuch des Altonaer Sozialamtes ist gescheitert. Von der geringfügigen Entlastung der öffentlichen Kassen, die bei dem Projekt „Loslösung“ herausgekommen ist, sollte man sich nicht beeindrucken lassen: 110.000 Mark pro Jahr reichen nicht mal, um zwei weitere SachbearbeiterInnen in den überlasteten Sozialämtern einzustellen. Angesichts der millionenschweren städtischen Sparpläne fällt die Summe kaum ins Gewicht.

Die einzelnen HilfeempfängerInnen aber können auf das Geld nicht verzichten. Auch wenn jemand – und das wäre ein Extremfall – nur 40 Mark aufstockende Sozialhilfe monatlich erhielte: Die Summe kann darüber entscheiden, ob die Kinder einer Familie Taschengeld bekommen. Für eine Einzelne reicht es, um mit dem Liebsten ins Kino zu gehen oder auf dem Dom einen Glühwein zu trinken oder um schlicht ein bißchen zu sparen.

Wenn das Altonaer Modell – und das ist die Gefahr daran – in anderen Hamburger Bezirken Schule macht, werden HilfeempfängerInnen sich dieses Geld allerdings mit täglich achtstündiger Jobsuche verdienen müssen.

Doch das Wühlen in Stellenanzeigen und das Warten auf Behördenfluren wird in den meisten Fällen erfolglos bleiben. Denn Arbeitsplätze, selbst solche für 620 Mark, sind dünn gesät. Ob jemand einen gefunden hat oder einfach nur den Mut verlor und sich entschied, auf Dom und Kino zu verzichten, läßt sich nicht feststellen.

Aber darauf kommt es dem Sozialamt ja auch nicht an.

Judith Weber

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