piwik no script img

Neuer Service für Boulevardzeitungsleser und andere Geflügelfreunde: Franz-Josef Wagners Enten im Netz

Was macht ein, sagen wir, Bauarbeiter, dessen Chef ein Ekel ist? Er trinkt einen, meckert und baut ein schiefes Haus.

Was aber machen Journalisten, die ihren Chef für ein Ekel halten? Journalismus!

Seit Juli leitet der berüchtigte Schlagzeilenmacher und ehemalige Bunte-Chef, Franz-Josef Wagner, nun schon Springers Berliner Boulevardblatt B.Z. – eine Zeitung voller Klatsch, Kolportage und blödsinniger Überschriften („Schock im Berliner Zoo: Pandabärin unfruchtbar, aber Schumi 2. Baby“), die der Chef sämtlich selbst ersinnt. Und seit neustem gibt es nun auch eine Internetseite zum Chefredakteur. Ersonnen wurde die Seite von anonymen B.Z.-Journalisten und mit einer Mission, die dem Hauptblatt an Kolportage in nichts nachsteht: Hier schlägt sich der Boulevardjournalismus selbst mit seinen eigenen Mitteln.

In der Rubrik „News“ erfährt man alles über einen angeblichen Führerscheinentzug des Chefs und daß er sich seinen Espresso nur mit Evian-Mineralwasser kochen läßt („trotzdem schmeckt er ihm häufig nicht“) und daß deswegen schon zwei Sekretärinnen gegangen seien.

In der Rubrik „Fakes“ erfährt man mitten aus dem Redaktionsalltag, wie Wagners Schlagzeilen zustande kommen („auch wenn die Wallraff-Zeiten eigentlich überwunden sind“, wie ein Autor einräumt). Zum Beispiel das Titelfoto mit der niedlichen Ente – die ihr schwarzes Gefieder vom lieben Gott hat, nicht von „Pallas“.

Doch kann man so einem Franz-Josef Wagner zu Leibe rücken? Ein interner E-Mail-Schreiber sorgt sich, daß hier „ein Witzblatt wie eine echte Zeitung behandelt“ wird: „Das ist das eigentliche Verbrechen von Wagner: daß er durch seine Art einen ganzen Zeitungstypus der Lächerlichkeit preisgibt.“ Ach, wenn es doch nur so wäre!lm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen