Hasi liegt doch hinten

■ Die SPD-Frau Russ-Scherer wird zur neuen Oberbürgermeisterin von Tübingen gewählt

Tübingen (taz) – Neue Oberbürgermeisterin der baden-württembergischen Universitätsstadt Tübingen ist die SPD-Frau Brigitte Russ-Scherer. Die Juristin und Journalistin gewann gegen das Gründungsmitglied der Grünen, den Schuldirektor Wolf-Dieter Hasenclever, der mit seiner Kandidatur wieder aktiv in die Politik zurückkehren wollte. Er unterlag am Sonntag im zweiten Wahlgang mit 37,2 zu 40,4 Prozent der Stimmen.

Im ersten Durchgang vor drei Wochen hatte er noch knapp vor Russ-Scherer gelegen. Der Wahlabend wurde für die im Rathaussaal versammelten Anhänger beider Kandidaten zu einem Wechselbad der Gefühle. In einer ersten Hochrechnung, nachdem die Höhe der Stimmzettelstapel in Augenschein genommen worden war, jubelten Hasenclevers Anhänger noch: „Hasi vorn!“ Er dominierte in den studentischen Stadtteilen. Dann aber zog Russ-Scherer an ihm vorbei. Es war ihr gelungen, das Vertrauen der WählerInnen aus dem bürgerlichen Lager zu gewinnen, nachdem die CDU auf einen eigenen Kandidaten verzichtet hatte.

Russ-Scherer ist nun nach Beate Weber in Heidelberg die zweite SPD-Oberbürgermeisterin im Südwesten. Die 42jährige arbeitete nach einem Zeitungsvolontariat als Richterin und Staatsanwältin und ist derzeit Leiterin der Presseabteilung der Allianz-Versicherung in Stuttgart. Russ-Scherer war im Suchverfahren von ihrer Partei als ideale Kandidatin nominiert worden: Sie ist jung, Frau und vertrauenswürdig. Mit Wahlkampfversprechen hatte sie sich zurückgehalten, denn die Stadtkasse der schwäbischen Universitätsstadt ist leer. Heide Platen