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Müll, Schmutz und Exkremente

■ "Es ist Eure Stadt": Mit Plakaten, TV-Spots und Umweltstreifen wollen Senat, Polizei und Unternehmen die Berliner zur Sauberkeit erziehen. Hundekotbeseitigungsmaschinen kämpfen gegen kleine Würstchen

Die Kacke ist beinahe noch am Dampfen. „Nur ein kleines Würstchen. Genau wie Herrchen.“ Für Hundekot, so suggeriert das Plakat, auf dem Hund und Halter zu sehen sind, trägt die Unterschicht die Verantwortung. Damit einem das aber keiner vorwerfen kann, haben die Designer der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dem „kleinen Würstchen“ noch einen Schlips umgebunden.

„Berlin. Es ist Eure Stadt“, mit diesem Slogan will der Senat zusammen mit der Unternehmervereinigung „Partner für Berlin“ und diversen Wirtschaftssponsoren die Berliner zur Sauberkeit erziehen. Denn: „Müll, Schmutz, Exkremente liegen auf der Straße“, zeichnete Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gestern zum Auftakt der Kampagne im Ludwig-Erhard-Haus sein ganz subjektives Bild des öffentlichen Raumes. Es gehe um „eine Frage des Standortes“. Weshalb vermutlich auch ein anderes Plakat einen Mann zeigt, der stehend gegen eine Hauswand uriniert: „Keine große Sache. Wie sein Ding“ lautet der zugehörige mittelkesse Spruch.

Damit in Zukunft „ein Stück Papier nicht einfach auf die Straße geworfen“ wird, müssen die Berliner ein „Wir-Gefühl“ entwickeln. Insbesondere das „Graffiti-Unwesen“ stelle einen Beitrag zur „Verslumung“ dar, so Saberschinsky. Und diese Tendenz wiederum beinhalte „kriminologene Faktoren“, die Straftaten begünstigten. 13 neu angeschaffte spezielle Hundekotbeseitigungsmaschinen der BSR sollen daher in Zukunft Straftaten verhindern.

Volker Hassemer, Chef der „Partner für Berlin“, sieht in der Aktion auch einen Lackmustest für die Berliner. Wie groß ist ihre Zuneigung, „lieben sie diese Stadt wirklich?“ möchte er von seinen Mitbürgern wissen. Umwelt- und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ergänzt: „Wir sind ja alle... äh, viele nicht hier geboren. Wir sind ja freiwillig gekommen.“ Und da will man es dann doch auch sauber haben. Weil Unternehmen wie McDonald's, Dussmann GmbH oder der „Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel“ die Kampagne unterstützen, nennt Strieder diese bereits eine „Bürgeraktion“.

„Die (durch Tretminen aus Hundekot) Geschädigten dürfen von der Stadt nicht allein gelassen werden“, riet Gastgeber Thomas Hertz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Umweltverschmutzern dürften keine rechtsfreien Räume überlassen werden, ergänzt er. Weshalb der „Senator für Umweltschnutz“ (IHK-Presseinfo) Strieder auch die Einführung von sogenannten Umweltstreifen plant, gegen den Widerstand der Bezirke. Außerdem schafft Umweltschutz irgendwie auch Arbeitsplätze: 100 arbeitslose Jugendliche sollen im Auftrag der BSR den „Kampf gegen wild abgestellte Fernseher aufnehmen“.

Eine Million Mark kosten die über 2.000 Werbeflächen im ganzen Stadtgebiet, die in den nächsten sieben Wochen mit den „provozierenden Motiven“ bekleistert werden sollen. Finanziert wird dies alles aus Spenden, wie Peter Strieder betont. 250.000 Faltblätter sollen in der Stadt verteilt werden. Ein Spot, der sich ebenfalls mit Tierexkrementen als einer „Frage des Standortes“ beschäftigt, wird ab nächster Woche im Fernsehprogramm des SFB zu sehen sein. Andreas Spannbauer

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