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Weg mit der Möbellastigkeit

■ Die goldenen Zeiten der traditionsreichen Möbelmeile zwischen Pohl- und Kurfürstenstraße sind vorbei. Während manche Konkurrenz abwandert, setzt Möbel Hübner auf neue Konzepte

„Möbel verkauft man am besten in einem großen Klops.“ Achim Türklitz, Chef von Möbel Hübner in der Genthiner Straße, erklärt sich so den Rückzug des Möbelgiganten Höffner aus der traditionsreischen Möbelmeile zwischen Pohlstraße und Kurfürstenstraße. Im Juli 1998 hatte Höffner den qietschgelben Discounter Möbel- Tick zugemacht und nach Waltersdorf beordert. Da sind die Klopse eben größer.

Türklitz hatte in den siebziger Jahren in der Innenstadt keine Genehmigung für derart großräumige Verkaufsflächen bekommen und mußte seine sperrigen Waren daher im damals gebauten Hochhaus anbieten. Heute steht der Hübner- Turm inmitten von Uni-Polster, KD-Küchenstudio, Möbel-Lehmann, Polster Richter und den drei Häusern von Möbel Krieger. Doch die goldenen Zeiten in der Möbelmeile scheinen vorbei: Neben Möbel-Tick haben sich das Schneller- Wohnen-Magazin und diverse kleinere Einrichtungshäuser hier nicht halten können. Vier Mitarbeiter von Schneller Wohnen gingen mit dem Konzept eines individuellen Möbel- und Kunstkaufhauses ins Exil vor den Yorckbrücken. Von der Möbelmeile wandten sie sich gänzlich ab. Lassen sich Möbel nur noch mit ausgefallenen Konzepten oder in der Peripherie Berlins verkaufen? Achim Türklitz pocht auf die Tradition der Möbelmeile, hatte doch Großvater Karl Hübner 1908 in der Pohlstraße seine erste Werkstatt gebaut. Sohn Arno Türklitz prägte dann den Slogan „Ich soll sie schön grüßen...“, der die Besucher Möbel Hübners von einer Brandmauer an der Kurfürstenstraße mit artig gelüftetem Herrenhut willkommen heißt. Seit 1973 leitet Achim Türklitz das Unternehmen und hat erlebt, wie ihn Höffner in den achtziger Jahren auf dem Berliner Möbelmarkt überholte. Türklitz setzte daher auf eine klare Spezialisierung im Angebot: „Höffner bedient das untere und mittlere Segment, Hübner steht für Mitte bis oben.“ Die Möbelmeile sollte gehobene Ansprüche finanzkräftiger Kunden befriedigen.

Erst 1996 etablierte auch Möbel Hübner einen Abholmarkt; doch selbst dann haben die Möbel noch ihren Preis. Um die Attraktivität der Möbelmeile zu erhöhen, plant Türklitz nun ein Shoppingcenter auf dem alten Hübner-Parkplatz. Der Hübner-Chef will weg von dem möbellastigen Charakter der Straße und arbeitet an seinem Plan von einem sechsstöckigen Hochhaus mit Bekleidungsgeschäften, einem riesigen Fitneßcenter und Wohnungen. Die Genehmigung vom Bezirksamt hat er schon, jetzt fehlen noch geeignete Partner, um ein schlüssiges Nutzungskonzept für sein Einkaufszentrum vorlegen zu können. Andreas Leipelt

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