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■ Press-SchlagSelbst Jordans Magie versagt

Daß das kapitalistische Wirtschaftssystem ein besonders unsinniges ist, welches die seltsamsten Blüten treibt, ist in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten, aber nichtsdestotrotz wahr. Ein lehrreiches Exempel ist derzeit in der Basketball-Liga NBA zu besichtigen, wo die Besitzer der Klubs von den Spielern verlangen, daß diese eine freiwillige Gehaltsbeschränkung hinnehmen, damit sie, die Besitzer, nicht so hohe Gehälter zahlen. Ein vernünftiges Ansinnen, denn natürlich müssen die Klubs zur Sicherung ihres Profits die besten verfügbaren Spieler verpflichten. Diese bekommen sie nur, wenn sie mehr zahlen als andere. So treiben sie sich gegenseitig in schwindelnde Höhen, Absprachen kommen nicht in Frage, und würden sie getroffen, könnte die Spielergewerkschaft sofort bei der Kartellbehörde klagen.

Alles wunderbar logisch, nur verstehen tun es immer weniger Leute in den USA. Am Donnerstag wurde wieder verhandelt im Arbeitskampf um die goldenen Eier, das Ergebnis verkündete ein kleinlauter NBA-Commissioner David Stern: „Es mag schwer zu glauben sein, aber wir haben zehn Stunden zusammengesessen und keinen Fortschritt gemacht.“ Nun, so Stern, sei es „wahrscheinlicher, daß es keine Saison gibt, als daß es eine gibt.“

Dabei war sogar Michael Jordan persönlich nach New York gereist, weil er glaubte, die Besitzer würden einen neuen Vorschlag präsentieren. Pustekuchen! „Sie sind unterdrückerisch und empfindlich“, charakterisierte Billy Hunter, Direktor der Spielergewerkschaft, den Auftritt der Bosse. Auch sein Vorschlag, einen Vermittler einzuschalten, wurde erneut abgelehnt. Der effektivste Vermittler könnte ohnehin der Fernsehsender NBC werden, der langsam ziemlich sauer wird. Schlauerweise hatte Stern in den letzten Fernsehvertrag schreiben lassen, daß die 650.000 Millionen Dollar pro Saison auch gezahlt werden müssen, wenn nicht gespielt wird. Wahrlich seltsame Blüten, die der Kapitalismus so treibt. Matti

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