Traumhaftes Revival

■ American Pie: Während ihrer Aussperrung versuchen die NBA-Stars mit diversen Show-Matches, das Interesse der Basketballfans wachzuhalten

Berlin (taz) – Them good old boys were drinking whiskey and rye

Wenn nach einer eventuellen Beilegung des Arbeitskampfes irgendwann im Januar doch noch die NBA-Saison beginnen sollte, fürchten sich alle vor den Indiana Pacers. Diese sind das einzige Team der Liga, dessen harter Kern seit Wochen gemeinsam trainiert und auch ohne Coach Larry Bird eine normale Vorbereitung durchzieht. Inzwischen sind offenbar auch andere Teams auf diesen Trichter gekommen, denn nicht umsonst haben wohl die Dallas Mavericks ihren Neuling Dirk Nowitzki nach Texas beordert.

Der Rest der Profis schaut mal hier, mal da rein. Houston etwa ist ein beliebter Treffpunkt, wo sich auch Superstars wie Shaquille O'Neal, Gary Payton oder Kobe Bryant gern einfinden, um miteinander zu üben und, nach Auskunft von Beobachtern, knallharte Spiele auszutragen. Anfang November zog ein Exhibition Match dort sogar 8.000 Zuschauer an. Letzte Woche in Miami sah das anders aus. Der lange Stillstand zeigte offenbar Wirkung, und nur 2.500 Leute wollten den 166:163- Sieg der Supreme Crossover gegen die Grand Slam Penguins sehen, Teams, gespickt mit Topspielern wie Penny und Tim Hardaway, Allan Houston, Michael Finley, Ray Allen oder Jamal Mashburn. „Ich glaube, die Leute interessieren sich im Moment nicht sehr für uns“, meinte Allen.

Um das zu ändern, wollen einige Akteure und ihre Agenten am 19. Dezember in Atlantic City eine Art Dream Team-Gedächtnismatch mit Mitgliedern der Olympia- und WM-Mannschaften von 92, 94 und 96. Mit dabei Patrick Ewing, Karl Malone, Penny Hardaway, Reggie Miller, Alonzo Mourning, Dominique Wilkins, Gary Payton und andere, es fehlt aber neben Derrick Coleman und Larry Johnson, die nicht eingeladen wurden, die Crème de la Crème: Bird, Magic, Shaq, Isiah, Sir Charles, Hakeem und auch Michael Jordan, obwohl sein Agent David Falk Mitveranstalter ist. Jordan wolle kein Zeichen für eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere setzen, erklärte Falk. Dennoch hoffen die Veranstalter, daß die 17.000 Plätze besetzt sein werden. Währenddessen haben andere Spieler die Nase voll von den Querelen in der NBA. Nick van Exel oder Marcus Camby etwa, die nun gern in Europa spielen möchten. Dem steht zunächst nichts im Wege, denn solange die Aussperrung dauert, gelten sie als free agents. Sie müßten allerdings, da sie in der NBA einen Vertrag bis Saisonende haben, sofort zurück, wenn es eine Einigung gibt. Das will van Exel mit einer Klage anfechten. Nur zu verständlich: Eine bessere Chance, nicht bei den Denver Nuggets spielen zu müssen, kommt nie mehr. Matti Lieske