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Kein twi, weniger türkisch

Die einzige Hamburger Erzieherinnen-Ausbildung für Migrantinnen soll auf die Hälfte zusammengekürzt werden  ■ Von Judith Weber

Twi ist selten. Serbokroatisch, türkisch oder polnisch wird häufig gesprochen in Hamburger Kindergärten, doch die Sprache aus Ghana, „die hört man nicht oft“, sagt Afua Boamah Ronpage. Sie wird eine der wenigen Erzieherinnen sein, die twi sprechen: Im Februar macht sie die Abschlußprüfung an der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP) in Altona.

Seit 1984 werden hier Migrantinnen zu Erzieherinnen ausgebildet. Doch Boamah Ronpage könnte eine der letzten Absolventinnen sein, fürchtet die Fachschule. Denn die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) will die Mittel für das stadtweit einmalige Projekt um die Hälfte zusammenstreichen.

21 Stunden pro Woche arbeiten die Migrantinnen in Hamburger Kindertagesheimen – bisher komplett bezahlt von der Behörde. Ab 1999 wird das Amt jedoch nur noch die Hälfte dieser Stunden finanzieren; den Rest sollen die Einrichtungen selbst tragen. „Das können sich viele nicht leisten“, vermutet Binnur Bilen von der FSP. Denn die Tagesstätten selbst sparen; gerade kleine Träger könnten sich keine zusätzliche Teilzeit-Kraft erlauben.

Die Ausbildung unmöglich zu machen, ist jedoch keineswegs die Absicht der BSJB, betont Jürgen Nähter, Abteilungsleiter im Amt für Jugend. Ihm geht es lediglich um Gleichstellung: „Bisher haben die an dem Programm beteiligten Einrichtungen personelle Unterstüzung bekommen, ohne dafür einen Beitrag zu leisten. Dabei ist es ganz normal, daß man für Arbeitskräfte bezahlen muß.“ Die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, größter Träger in der Hansestadt, habe bereits angekündigt, so viele Plätze wie bisher einzurichten.

Die decken jedoch nur rund ein Viertel der erforderlichen 28 Stellen pro Klasse ab. Und weitere Zusagen von kleineren Trägern gibt es noch nicht, sagt Bilen. Dabei sei die Nachfrage groß, sowohl seitens der Migrantinnen als auch bei den Tagesstätten. „Rund 30 Prozent der Kinder in Hamburger Kindergärten sind mehrsprachig“, erklärt sie. Da brauche es Erzieherinnen, die diesen Anforderungen gerecht werden: „Gut 90 Prozent unserer Absolventinnen bekommen hinterher eine Anstellung.“

Für die Frauen ist die Ausbildung zudem eine der raren Möglichkeiten, einen in Deutschland anerkannten Abschluß zu erlangen. Qualifizierungen, die sie aus ihrem Heimatland mitbringen, werden selten anerkannt. Weil das auch für Schulabschlüsse gilt, ist der Sprung in eine reguläre Ausbildung kaum zu schaffen. An der FSP brauchen die Frauen lediglich nachzuweisen, daß sie fünf Jahre lang zur Schule gegangen sind – egal, ob in Ghana, Deutschland oder Italien.

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