: Die einzig wahren Kutips
Bremens Kultursenatorin Bringfriede Kahrs kann stolz auf sich sein. Ihr Wort, Bremen sei/werde/würde werden zur Kulturhauptstadt Norddeutschlands, ist inzwischen in aller Munde. Gerade kürzlich machte zum Beispiel der Direktor eines stadtbekannten Museums auf dem Dach seines achtstöckigen Etablissements seine morgendlichen Kniebeugen und wurde dabei beobachtet, wie er rhythmisch „Kul-tur-haupt-stadt“ rief. Nicht anders Grete K. und Gundolf N. am Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt, die da sangen: „Holli-holla-hollo, nach die Kulturhauptstadt gon wi to.“ Und von den Astronauten der Internationen Raumstation ISS fing die Bodenstation während der Außenmontage der beiden ersten Raumschiffmodule folgenden Funkspruch auf: „Houston! What the hell is the strange flecken earth there near to the north sea? We've never seen it before.“ „O, guys! This is neben the Chinese Wall the only Kulturhauptstadt you can mit bloßem Auge see from All.“
Das sind Geschichten aus dem Leben. Auch folgende Episode aus unserem Redaktionsalltag: „In Berlin“, so sagt unser Technikexperte nach einem Computer-Crash, „ist der Name-Server abgestürzt, und leider ist Scotty – der einzige, der sich damit so richtig auskennt – weg.“ Gibt es da möglicherweise Zusammenhänge?
Kaum haben wir das weltweit tätige Detektivbüro „Detective InterDetect GmbH“ (Slogan: „Uns ist kein Auftrag zu groß ... Aber auch keiner zu klein“) mit Ermittlungen aller Art beauftragt, gewinnt die Geschichte an Fahrt. Nach dem dritten Glas Glühwein bringen Grete K. und Gundolf N. am Glühweinstand auf dem Bremer Weihnachtsmarkt einen Toast auf alle Name-Server der Welt aus. Zufällig kommt Scotty, der sich am benachbarten Stand gerade mit blau-weiß gemusterten Töpfen und Deckeln aus dem Sonderangebot eingedeckt hat, vorbei und outet die beiden als arbeitslose Kosmonauten der russischen Raumfahrtagentur. Voller Wiedersehensfreude liegen sich Scotty, Grete alias Irina K. und Gundolf alias Victor N. in den Armen, als 30 Kilometer über dieser Szene den Astronauten bei der Montage der beiden Module der Raumstation ISS ein Mißgeschick passiert und ein Schraubenschlüssel mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung Erde fällt ...
Scotty, Irina und Victor gründen unterdessen das neue Medium-Terzett und singen den Weihnachtsmarktbesuchern ein paar Kutips zum Wochenend. Leider sind sie so vernuschelt, daß wir sie hier nicht wiedergeben können. Doch Sie, liebe LeserIn, werden in diesem Augenblick durch ein ungewöhnliches Geräusch von der Lektüre dieser Zeilen (für die kein Schüler je eine Note zwischen sehr gut und ausreichend bekommen würde) aufgeschreckt. Es macht „platsch“ und „klirr“, und ihr Frühstückstisch ist eine einzige Überschwemmung aus Champagner, Orangensaft, Kaffee, Müsli, luftgetrocknetem Schinken, Honigmelone, pochiertem Ei, Croissants, rosafarbenem Roastbeef, Liebesbriefchen, Efeuästchen, Stoffserviettchen, Adventskerzchen und einem blitzeblanken, am 17er-Ende noch glühenden Schraubenschlüssel. Stimmt alles nicht? So frühstücken Sie nicht? Sollten Sie aber mal! Morgen vielleicht. taz
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