Auf Du und Du mit dem Wahlkampf: „Unabhängige Bürger“
■ FDP will einen „Infrastruktur“-Senator
Zur Spitzenkandidatur schenkte die Bremer FDP Peter Braun eine Uhr. „Es sind noch 4.182 Stunden, 53 Minuten und 43 Sekunden bis zur ersten Hochrechnung“, rechnete FDP-Landeschef Braun gestern aus. Die Kernmannschaft der FDP, zu der auch Alt-Wirtschaftssenator Claus Jäger gehört, sei eine Gruppe „unabhängiger Bürger“, die „ihre berufliche Entwicklung kontinuierlich ausgebaut haben“, stellte Braun die FDP-Kandidaten für die Bürgerschaft gestern vor. Neben Braun gehört dazu Alt-Wirtschaftssenator Claus Jäger (Platz 2) und Antje Menke (Platz 3). Die 34jährige Diplom-Kauffrau ist seit 1983 FDP-Mitglied. Ihre Themenschwerpunkte: Haushalt und Finanzen. „Ich fühle mich natürlich auch für Frauenpolitik verantwortlich“, sagte sie gestern. Ihre Ausbildung qualifiziere sie jedoch für die „klassische Männerthematik“ Finanzen. Auf Platz 4 nominiert die FDP den Unternehmer Thomas Becker. Platz 5 geht an den Anwalt Axel Adamietz.
„Das ist nicht so wie bei der CDU, wo ein Kandidat im Alter von 35 zehn Jahre politische Erfahrung“ vorzuweisen habe, sagte Braun. Gemeint war CDU-Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer. Der kann aber durchaus Berufserfahrung als Speditionskaufmann vorweisen.
Auf die Frage, warum Jäger nicht mehr als Spitzenkandidat antrete, antwortete Braun knapp: „Weil ich will.“ Jäger, der in den Bundestag wollte, sagte: „Das ist nicht nur Lust, sondern auch Last.“
Das Parteiprogramm soll auf dem Parteitag am 28. Februar abgesegnet werden. Das Motto steht allerdings jetzt schon fest. „Zukunft bewältigen, heißt Gegenwart verändern.“ Die Schaffung vor Arbeitsplätzen steht für die FDP an erster Stelle. Die Große Koaltion würde „postitive wirtschaftliche Kennzeichen“ propagieren, die „sich auf dem Arbeitsmarkt nicht zeigen“, kritisierte Braun. Um die Misere zu überwinden, sei eine „Gesamtsicht“ der Politik vonnöten, fügte Jäger hinzu. Sollte die FDP nach der Wahl am 6. Juni 1999 im Senat sitzen, will sie einen „Senator für Infrastruktur“ schaffen. Die FDP will nicht nur das Hafen- und das Wirtschaftsressort zusammenlegen, sondern auch noch Bau- und Verkehr. Zuständig für Infrakstrukturpolitik bei der FDP ist der ehemalige Wirtschaftssenator Claus Jäger. Auf die Frage, ob er wieder Senator werden wolle, weicht er aus. „Ich kann mir vieles vorstellen“, sagt er. Die Koaltionsfrage ließ die FDP ausdrücklich offen. Nur eines steht für Jäger fest. Eine Ampel-Koalition mit den Grünen würde er seiner Partei „nicht empfehlen.“
kes
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