: Die malende Zunft und das Moos
■ „StipendiaTEN“: wie Hamburg mit der bildenden Kunst umgeht
Das Minibiotop von Marianne Greve hat den Titel „Ohne Moos nichts los“, und Maria Fisahn zeigt ihr eigenes Künstlergeld: Die neue Ausstellung im Künstlerhaus ist zwar künstlerisch interessant, aber kulturpolitisch motiviert. Kurzfristig und unkuratiert zeigt der Berufsverband bildender Künstler Arbeiten von Leuten, die seit 1981 das „Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst“ erhalten haben. Denn die Kulturbehörde hat als Sparmaßnahme diese einjährige Förderung von zehn auf fünf zusammengestrichen. Bisher wurden 178 KünstlerInnen gefördert, viele davon sind inzwischen Professoren und international in Museumssammlungen vertreten. Das unfreundliche Argument der mangelnden Qualität, mit dem die Kulturbehörde über den Sparzwang hinaus ihre Entscheidung flankiert hat, ist also unhaltbar.
Gegen die Pläne, die „Woche der bildenden Kunst“ und fünf Stipendien zu streichen, hatte die Arbeitsgruppe Bildende Kunst seit langem protestiert. Inzwischen sind bei den Atelierhäusern neue Probleme aufgetreten – im Sootbörn etwa wird von der Kulturbehörde nahezu eine Vervierfachung der Miete gefordert.
Als kleinster Etatposten werden nur 1,9 Prozent des Haushalts für Kultur ausgegeben, der bildenden Kunst kommen davon wiederum nur zwei Prozent zu. Nun gibt es einen neuen Finanzierungstrick, der heißt Public-Private-Partnership: Für vier Stipendien hat die Senatorin von Stiftungen Geld eingeworben, so daß für 1999 tatsächlich neun Stipendien vergeben werden können. Ob das weiterhin möglich sein wird, bleibt aber ungewiß.
Gestern gab es nun bei den Haushaltsberatungen der Bürgerschaft einen überraschenden Vorstoß: GAL- und SPD-Fraktion beantragen, im Haushalt der Kulturbehörde den Posten für Künstlerförderung, Projektförderung und Künstleraustausch um 100 000 Mark zu verstärken. Aber schon im nächsten Frühjahr beginnen Beratungen über erneute Streichungen für den Haushalt 2000.
Hajo Schiff
„stipendiaTEN“: Kunsthaus, bis 17. Januar '99
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