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Der Mythos und sein Nachfolger

Jörn Walter wird Hamburgs neuer Oberbaudirektor  ■ Von Gernot Knödler

Ein strahlender Stadtentwicklungssenator hat gestern den Nachfolger des scheidenden Oberbaudirektors Egbert Kossak präsentiert: den derzeitigen Leiter des Stadtplanungsamtes in Dresden, Jörn Walter. Eine Findungskommission unter Vorsitz des grünen Senators Willfried Maier hat den 41jährigen gebürtigen Bremer unter 20 BewerberInnen einstimmig ausgewählt. Kossaks zweite Amtszeit läuft nach 18 Jahren am Ende dieses Jahres aus.

Walter kann trotz seiner jungen Jahre eine beeindruckende Vita vorweisen: Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt in Maintal bei Frankfurt, seit 1991 Leiter des Dresdener Stadtplanungsamtes. Er arbeitete in der Fachkommission Stadtplanung beim Deutschen Städtetag mit, ebenso an der Novelle des Baugesetzbuches und wurde 1994 in die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung berufen. Sein Amt in Hamburg wird er im März kommenden Jahres antreten.

Hamburg reize ihn, weil es zu den Städten gehöre, „in denen man den Wert kontinuierlicher Planung sehr gut verfolgen kann“. Dazu kämen die in den nächsten Jahren anstehenden Vorhaben, wie etwa die Entwicklung des Hafens. In der Amtszeit seines Vorgängers Kos-sak sei „viel Gutes“ entstanden. Mit dem, was er in Hamburg künftig anders oder auch besser machen will, hielt er allerdings hinterm Berg: „Fragen Sie mich in drei Monaten“, beschied er neugierige Journalisten.

In Dresden befaßte sich Walter mit dem Flächennutzungsplan, der in Hamburg bereits verabschiedet ist, einem Verkehrskonzept, über das in Hamburg diskutiert wird, und mit der Entwicklung der Innenstadt, mit der Hamburg große Probleme hat.

Oberbaudirektor in Hamburg zu sein, sei fast schon mit einem „gewissen Mythos“ verbunden, schwärmte Stadtentwicklungssenator Maier. Die Hauptkompetenz des höchsten technischen Beamten Hamburgs bestehe darin, „daß alle wichtigen Bauvorhaben in der Stadt dem Oberbaudirektor vorgelegt werden müssen“. Seine Kompetenz zu urteilen gehe weit über die Befugnis hinaus, Verwaltungsanordnungen zu erteilen. Damit hängt der Einfluß des Oberbaudirektors stark von der Wirkung seiner Persönlichkeit ab, was am scheidenden Amtsinhaber gut zu sehen war.

Kossaks starke Stellung hatte im Sommer dazu geführt, daß GAL und CDU öffentlich gegen eine Verlängerung seines Vertrags Front machten. Es sei „höchste Zeit, das Beziehungsgeflecht aufzulösen, das sich um Kossak entwickelt hat“, kritisierte etwa der Unions-Abgeordnete Bernd Reinert. Kurz zuvor hatte der Star-Architekt Meinhard von Gerkan dem Oberbaudirektor vorgeworfen, er begünstige nach persönlichem Gusto bestimmte Architekturbüros.

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