: IOC verlangt Autos – nur „im Spaß“
■ Melbourne will die Olympier bezahlt, aber nicht geschmiert haben
Melbourne (dpa/taz) – Die australische Stadt Melbourne soll bei ihrer gescheiterten Bewerbung um die Olympischen Spiele 1996 Bargeldzahlungen an IOC-Mitglieder geleistet haben. Nach Informationen der Zeitung The Australian erhielten IOC-Mitglieder zwischen 5.000 und 10.000 australische Dollar (5.100 und 10.200 Mark). Die Zeitung beruft sich auf namentlich nicht genannte Mitglieder des Bewerbungskomitees der australischen Stadt.
Dies sei aber nicht in der Absicht geschehen, Stimmen zu kaufen, erklärten die Informanten des Australian. Etwa sechs IOC-Mitglieder hätten sich geweigert, zu Inspektionsreisen nach Australien die damals noch staatliche australische Luftlinie Qantas zu benutzen. Sie hätten darauf bestanden, mit ihren eigenen nationalen Airlines zu reisen, und dafür einen finanziellen Ausgleich verlangt. „Sie sagten: Ich will US-Dollars, um für die Hin- und Rückreise zu bezahlen“, zitiert das Blatt einen ungenannten Mitarbeiter des Bewerbungskomitees. Außerdem hätten drei IOC- Mitglieder „im Spaß“ ein Auto verlangt. „Aber man konnte sehen, daß sie darauf hofften, daß es sich dabei um einen Wunsch handelte“, erklärte der Bewerbungsmitarbeiter der Zeitung. Die Autos seien nicht zur Verfügung gestellt worden.
Derweil hat IOC-Mitglied Walther Tröger unüberraschend die Ansicht vertreten, es gebe im IOC keine flächendeckende Korruption. Im Info Radio Berlin-Brandenburg gab der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) jedoch zu, daß es bei der Vergabe von Olympischen Spielen Versuche der Manipulation gibt.
„Ich gehe davon aus, daß bei einer so wichtigen Sache, wo es um so viel Prestige, um so viel persönliche Ehrung und um so viel Geld geht, schon Versuche gemacht werden, die Chancen zu verfälschen“, formulierte Euphemismusspezialist Tröger. Er rät, „gegen die wenigen“ vorzugehen, die sich „zum Handlanger machen lassen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen