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Walser weiß, was er tat, und findet es gut

betr.: „Ende eines Tabus“, „Eine Debatte ohne Schlußstrich“,

taz vom 15.12.98

Bei dem Auszug aus dem Gespräch zwischen Walser und Bubis wurde in der taz Walser sinnentstellend zitiert: Als Bubis gegen Ende des Gesprächs sagte, er bleibe dabei, daß Walser anderen ein Tor geöffnet habe, antwortete Walser nicht, daß er nicht dieser Meinung sei, sondern: „Da muß ich natürlich hinzufügen, daß es dann höchste Zeit war, daß dieses Tor einmal geöffnet wurde.“ Worauf Bubis erwiderte: „Der Meinung bin ich nicht.“

Das heißt, Walser weiß, was er tat, und er findet es gut so.

Das wesentliche Problem scheint mir zu sein, daß Walser in gewissem Sinn begründeterweise ein Unbehagen über den (verlogenen) Umgang mit der Vergangenheit ausdrückte, das daher rührt, daß in der dominanten deutschen Geschichtsschreibung und vor allem im offiziellen öffentlichen Gedenken aufgrund der hohen politischen, persönlichen und ideologischen Kontinuität nach 1945 nie wirklich die Ursachen der und die Verantwortlichen für die Machtübertragung an die Nazis benannt wurden und werden. Statt dessen wird gefaselt von der Nation, die schuld sei. Die postmodernen, ganz normalen Nationalisten vom Schlage Walser sind in diesem Sinne „Opfer“ der von den Konservativen betriebenen Verdrängung und Vertuschung. Dr. Joachim Hoesler, Philipps-Universität Marburg,

Seminar für osteuropäische Geschichte

Herrliches Lehrstück der Diplomatie

betr.: „Augusto Pinochet darf wieder hoffen“, „Dumm gelaufen“, taz vom 18.12.98

Euer Artikel ist logisch und passioniert und damit leider von kontinentaler Arglosigkeit. In Wirklichkeit scheint so ziemlich jedermann in Übersee (d.i. außerhalb des Vereinigten Königreiches) Albion mal wieder auf den Leim gegangen zu sein. Wer glaubt denn wirklich, daß Lordrichter Hoffmann naiv entschieden hätte, seine Verbindung zu Amnesty nicht vorher bekanntzugeben?

Was jetzt abläuft, ist ein herrliches Lehrstück der Diplomatie der „Old Boys“, die nun einerseits Fortschrittlichkeit suggerieren können, beim Wiederaufrollen des Verfahrens dann jedoch leider zu „Opfern“ der eigenen, höchsten Gerechtigkeit werden würden, wenn der neue Prozeß zum gegenteiligen Ergebnis kommt. Sympathie wird den Gerichtsherren von allen Seiten sicher sein, das inzestuöse Herrenhaus hat einen Sprung nach vorne gemacht, und die Wirtschaft, allen voran die Vickers Ltd (das Äquivalent zu Krupp und Rheinmetall), kann ungestört weiter Geschäfte machen (zum höheren Wohle der Shareholders), und Alt-Dame Margaret kann schließlich wieder mit Augusto Kaffee trinken. Seht euch mal die Serie „Yes, Minister“ an, es wird euch ein Vergnügen sein, die Parallelen zum Pinochet-Fall im Lichte echt britischer Diplomatie zu entdecken. Martin Schneiderheinze, Perth, Australien

Kein Geldsegen für Pharma-Industrie

betr.: „Wohltaten für die Patienten müssen bezahlt werden“,

taz vom 17.12.98

Über den Geldsegen, den die taz der Pharma-Industrie zukommen lassen will, freuen wir uns sehr. Leider hat das Bundesgesundheitsministerum andere Vorstellungen. Statt 74,3 Milliarden Mark – wie im obengenannten Beitrag – soll das Arznei-, Verband- und Heilmittelbudget 1999 nur 38,6 Miliarden Mark betragen. Das ist eine Milliarde Mark weniger, als 1998 gebraucht wurde. Aus unserer Sicht zuwenig für den Patienten. Thomas Postina, Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, Frankfurt/Main

Empörte Reaktion auf Vilmar ist unaufrichtig

betr.: „Der Tod, das muß ein Grüner sein“ u.a.,

taz vom 12./13.12.98

Bei aller Antipathie gegen Vilmars ärztliche Ständepolitik, gegen die unbegreifliche Schonung und Beklatschung von Frau Fischers Vorgänger Seehofer und die mangelnde Rücksicht gegenüber der neuen Ministerin, weil sie das falsche Parteibuch hat. Bei aller Ablehnung auch gegen erpresserisches Einsetzen des Patientenwohls für eigene Interessen. Aber: Die empörte Reaktion auf Vilmars Äußerung der vergangenen Woche ist unaufrichtig.

Der Realität müssen wir schon ins Auge sehen – und sie ändern. Das „sozialverträgliche Frühableben“ wird praktiziert. Alte Menschen verkommen in Pflegeheimen und zu Hause, weil gute Pflege trotz Zehn-Milliarden-Plus der Pflegeversicherung nicht interessiert. Wegen mangelnder Pflege und mangelnder krankengymnastischer Betreuung sterben sie früher – ungewollt? Schwerkranke brauchen Glück oder Geld, teure Medikamente verschrieben zu bekommen und hausärztlich und hauspflegerisch betreut zu werden. Die durch Budgetkürzung im Personal- und Sachmittelbereich schlechter werdende Behandlung im Krankenhaus schadet ebenfalls besonders den Alten und Schwerkranken.

An Vilmars Äußerung wurde besonders hart kritisiert, daß sie die Patienten verunsichere und ängstige. Angst haben unsere Patienten zunehmend, aber nicht durch Vilmars Äußerung, sondern durch ihre eigene tägliche Realität. [...] Cora Jacoby, Mitglied des Vorstandes der Ärztekammer Berlin

In flachem Wasser

betr.: „In Treue fest zu Amerika“, taz vom 18.12.98

Herr Fischer, Herr Fischer, wie flach ist dein Wasser!! Butch Speck, Einhaus

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