■ Press-Schlag
: Die olympische Welt ist aus den Fugen

Zentnerweise Asche auf ihr Haupt kippen derzeit jene Leute in Salt Lake City, welche die Winterspiele 2002 mit nicht ganz lauteren Mitteln in ihre Stadt holten. Insgeheim denken sie mit Sicherheit: Wieso gerade wir? Nichts haben sie anders gemacht als andere Kandidaten, und doch stehen jetzt ausgerechnet sie am Pranger. Das FBI ermittelt, am Wochenende wurde in Salt Lake City selbst eine unabhängige „Ethikkommission“ mit der Untersuchung der Stimmenfang- Affäre beauftragt. Der stille Konsens der olympischen Korruption ist geplatzt.

„Wie sieben Eier auf einer Erbse“ müsse man die IOC- Mitglieder behandeln, hatte einst Berlins Olympia-Propagandistin Hanna-Renate Laurien verkündet. In Utah befolgte man diese Devise, indem man Freiflüge, kostenlose Operationen im Wert von bis zu 25.000 Dollar und Stipendien für den bildungshungrigen Nachwuchs der Olympier bot.

„Business as usual“ also, und so ist es kein Wunder, daß IOC-Chef Samaranch Salt Lake City gewohnt forsch versprach, daß die Stadt die Spiele behalten dürfe, egal, was die Untersuchungen ergäben. Aber man ist ja schon froh, wenn der Spanier nicht die völlige Freigabe der Korruption unter ärztlicher Aufsicht fordert. Wie sagte doch Willi Daume in bewegten Berliner Tagen: „Natürlich müssen wir uns an die Regeln halten. Aber dann kriegen wir die Spiele nicht.“ Matti