: Kanzler mißverstanden
■ Regierungssprecher: Schröders Brief an „Emma“ war kein Votum für Abtreibungspille
Bonn (dpa) – Bundeskanzler Gerhard Schröder sieht seine Äußerung zur Abtreibungspille nicht als ein Signal oder einen Appell zur Einführung der medikamentösen Schwangerschaftsunterbrechung. Das stellte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye gestern klar. Verschiedene katholische Bischöfe, allen voran der Kölner Kardinal Joachim Meisner, hatten sich erneut gegen die mögliche Einführung der Abtreibungspille in Deutschland gewandt und Schröder dabei scharf angegriffen.
Heye sagte, wer den Brief Schröders an die Frauen-Zeitschrift Emma im Original lese, könne nur feststellen, daß der Kanzler keine Bewertung des Mittels vorgenommen habe. Schröder hatte an die Zeitschrift geschrieben, der Patentinhaber des Medikaments RU 486 brauche weder eine öffentliche Erklärung noch eine Aufforderung der Gesundheitsministerin oder gar des Kanzlers, um sein Präparat in Deutschland zuzulassen. Er müsse lediglich einen Antrag stellen. Der französische Erfinder und Produzent von RU 486, Edouard Sakiz, hatte daraufhin angekündigt, Deutschland stehe auf der Liste der Länder, für die er am 15. Januar eine EU-Zulassung beantragen werde.
Heye meinte, die „Mißinterpretation“ des Kanzlerbriefes werde offenbar zum Anlaß genommen, sich noch einmal grundsätzlich dem Thema zu nähern und die vom Bundestag gemeinsam beschlossene Abtreibungsreform in Frage zu stellen. An dieser Diskussion werde sich die Bundesregierung nicht beteiligen.
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