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Antworten auf Letzte Fragen

Ist der Tag kürzer als die Nacht? (12.12. 98)

Das kommt natürlich ganz drauf an, wo.

1. Im „Duden“ ist er kürzer.

2. Am Nord- und Südpol sind Tag und Nacht gleich lang, nämlich ein halbes Jahr.

3. In unseren Breiten wechselt das je nach Jahreszeit. Im Jahresmittel sind Tag und Nacht gleich lang, wenn wir ruhig an einer Stelle stehen. Haben wir beispielsweise jedoch die Angewohnheit nächtlicher Wanderungen gen Osten, ist die Nacht auch im Jahresmittel kürzer.

4. Auf dem Mond ist auf einer Seite immer Tag, auf der anderen immer Nacht. Rechnet man gelegentliche Mondfinsternisse nicht als Nacht auf der Tagseite des Mondes ein, wäre ich geneigt zu sagen, daß auf dem Mond Tag und Nacht gleich lang sind.

5. Auf der Sonne ist nie Nacht. Aber: Kann man die Verhältnisse dort als „Tag“ bezeichnen?Sebastian Niehaus, Hamburg

Nein, im Gegenteil: Sogenannte lange Nächte verstreichen im subjektiven Zeitempfinden wesentlich schneller als Tage. Das kann an der durch Müdigkeit/Genußmittel gedämpften Wahrnehmung oder an der kurzweiligen Geselligkeit liegen.

Nächte, in denen man schläft, sind sogar noch viel kürzer: Die im Schlaf bewußt erlebte Zeit strebt (von träumerischen REM-Phasen abgesehen) gegen Null.Ole Roß, Staufen

Stellt man sich idealerweise die Erde als exakte Kugel und die Sonne als punktförmige, extrem weit entfernte Lichtquelle vor, so wird die Erde genau zur Hälfte beleuchtet; Tag und Nacht wären gleich lang. Bedingt durch die Erdatmosphäre gibt es jedoch eine Dämmerung am Morgen und am Abend, so daß der Tag länger wird. Je nach geographischer Breite und Jahreszeit schwankt die Tageslänge zudem wegen der Schiefstellung der Erdachse.

Aber generell gilt: Der Tag ist durchschnittlich länger als die Nacht.Christian Gruber, Dorsten

Warum wachen Schnarcher nicht von ihrem eigenen Schnarchen auf? (12.12. 98)

Weil Schnarcher nicht schnarchen. Fragen Sie doch einmal einen.Rainer Pörzgen, Lüneburg

Als erfahrener Schnarcher (Gewaltandrohungen, abgebrochene Urlaube, gescheiterte Beziehungen) muß ich diese Frage zurückweisen, da ich schon im Alter von 15 Jahren das erste Mal von meinem eigenen Schnarchen geweckt wurde. Das Merkwürdige daran war, daß meinem Erwachen ein Traum vorausging, in dem ich auf einem Motocross-Moped durch den Schwarzwald fuhr. Mein Schnarchen erschien mir im Traum wie das Motorengeräusch. Als ich gerade mit meiner Maschine über einen zwei Meter hohen Wildzaun gesprungen war und danach stürzte, wachte ich auf – und schnarchte immer noch.

Seither werde ich immer mal wieder vom meinem eigenen Schnarchen geweckt – und immer in Verbindung mit einem Traum, in dem ich ein Motorfahzeug steuere, das Lärm macht (Auto, Traktor, Fischkutter).Daniel Schröter, Frankfurt a.M.

Wie intelligent sind Computer? (5.12. 98)

Computer sind nicht intelligent und können es vom Prinzip her nicht sein!

Computer arbeiten streng digital/deterministisch – Begriffe wie „vielleicht“, „kommt ganz drauf an, in welcher Stimmung ich bin“ oder „ein bisserl mehr wär' nicht schlecht“ kann kein Computer! Die vielgelobte FUZZY LOGIC oder die KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (besser: gekünstelte Intelligenz) simulieren (!) diese Verhaltensweisen anhand mathemathischer Modelle unter erheblichem Einsatz von menschlicher Intelligenz (nämlich die des Programmierers) und des Computers hoher Rechenleistung.Volker Goller, Aachen

Was ist Humbug? (28.11. 98)

„(...) Ich nicke. Wir spielen zwei Spiele. Larynx, lege ich. Valenz. Quitte. Zygote. Ich halte die glänzenden Spielmarken mit ihren glatten Kanten in der Hand, betaste die Buchstaben. Es ist ein wollüstiges Gefühl. Dies ist die Freiheit, oder doch ein Hauch von ihr. Limbus, lege ich. Galle. Was für ein Luxus! Die Spielmarken sind wie Bonbons, aus Pfefferminz gemacht und ebenso kühl. Humbugs hießen sie. Ich würde sie gerne in den Mund stecken. Sie würden auch nach Limonen schmecken. Der Buchstabe C. Frisch, eine Spur scharf auf der Zunge, köstlich. Ich gewinne das erste Spiel, lasse ihn das zweite gewinnen. (...)“ (Aus: „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood, S. Fischer 1990, Seite 185.) Die Frage ist nur: Heißen die Spielmarken Humbug oder die Pfefferminzbonbons?Mechthild Rennwanz, Moers

Was ist das Gegenteil eines Tunnels? (21.11. 98)

Das Gegenteil eines Tunnel ist eine Wurst, denn sie ist gefüllt, an beiden Enden verknotet, und man kann außen um sie herumlaufen, nicht aber durch sie hindurch.Katharina Bock, Berlin

Bei der Einfahrt in einen Tunnel verengt sich der Blick. Beim Verlassen des Tunnels stürzt der Blick ins Weite. Wir fallen aus der Landschaft in ein schwarzes Loch, von dem wir nur eines wissen: daß es uns irgendwann wieder ins Freie entlassen wird. Unser Wissen um den Lichtschein am anderen Ende ist der Fluchtpunkt, auf den wir uns zubewegen. In der Plötzlichkeit, mit der dieser Fluchtpunkt verschwindet, sobald der Tunnel hinter uns und die Weite der Landschaft wieder vor uns liegt, offenbart sich uns das „Gegenteil eines Tunnels“: die Freiheit des Panoramas. Während der Tunneldurchquerung empfanden wir einen Gegensatz zwischen der engen Unterführung und der vorübergehend nicht sichtbaren Welt droben: Ihn hebt das Panorama auf, indem es sich von sich aus und ohne unser Dazutun dem Blick öffnet.

Die Freiheit des Panoramas erleben wir um so intensiver, je unterschiedlicher die Landschaften sind, die der Tunnel miteinander verbindet und gleichzeitig ja voneinander trennt. Yasunari Kawabata beschreibt diese unvermittelte Präsenz einer ganz anderen Landschaft sehr eindrucksvoll im ersten Satz seines Romans „Yukiguni“: „Als der Zug aus dem langen Grenztunnel herauskam, war plötzlich Schneeland (Yukiguni = das winterliche Hokkaido).“

Wenn die lange Fahrt durch den Tunnel einem Schlaf gleichkommt, so gleicht das jähe Wiederaufscheinen der Landschaft dem Erwachen aus diesem Schlaf. Auch Schlaf ist eine Art Tunnel.Stefan Höppe, Berlin

A: Ein Wurm.

B: Ein Turm.

C: Eine Glanzparade.Pokriefke, Osnabrück

Als ich vergangene Woche mit Familie durch den Elbtunnel fuhr, kam meiner Schwester die einzig richtige Lösung der Tunnelfrage in den Sinn: Ein Tunnel und das Gegenteil eines Tunnels bilden ein Verhältnis zueinander, wie wir es aus der italienischen Pastaproduktion kennen. Der Tunnel wird hier durch wundervollen Makkaroni symbolisiert, sein Gegenteil durch Spaghetti. Schmecken tun sie beide!Gerrit Wiebe, Hamburg

Ein Tunnel ist ein Nichts mit Anfang und mit Ende,/ kennt nur das Drumherum, fühlet stets nur Wände./ Alles ist sein Gegenteil, wo nichts beginnt und endet,/ das Nichts erkennt und Nichts erfühlt, so sehr sich's dreht und wendet./ Die Felswand kennt der Tunnel nur, und diese kennt nur ihn./ Solang sie sich nicht spiegeln, hat Alles Nichts im Sinn./ Sobald sie aber reflektier'n und nun sich selbst erkennen,/ kann Nicht Alles und Alles Nichts beim eignen Namen nennen./ Alles ist nichts, wenn's dies nicht gibt, das sind die Wissensschätze,/ dies ist die tiefe Weisheit der Untrennbarkeit der Gegensätze.Armin Kaufmann, Stuttgart

Warum haben Männer Brustwarzen? (5.9. 98)

1.) Es handelt sich dabei um nacheiszeitliche Hochwassermarken. Beim Abtauen der Nordland- Gletscher kam es häufig zu Überschwemmungen. Die Männer wurden als Wasserstandsanzeiger ins Wasser gestellt, damit die Frauen wußten, wie weit sie sich gefahrlos vom Ufer entfernen durften, nämlich höchstens bis zur genannten Brustmarkierung. (Quelle: Gramhuber/Suckendörfer, Männerlei, Lauterbach 1997/3, S. 113)

2.) Es handelt sich der Überlieferung nach um Hilfsmittel zur Kinderberuhigung bzw. um eine Einschlafhilfe aus der Zeit vor der Erfindung des Schnullers. Obwohl diese Funktion männlicher Brustwarzen längst in Vergessenheit geraten ist, bemerkt der Mann bei unverbildet aufwachsenden Säuglingen auch heute noch gelegentlich den reflexhaften Drang, sich an dieser Stelle entschieden festzusaugen. Gramhuber/Suckendörfer (in: Männerlei, a.a.O. S. 7) sehen in der dabei häufig zu beobachtenden Zornesreaktion von heutigen fläschchenverzogenen Säuglingen die Quelle für späteren – auch verdeckt auftretenden – Vaterhaß.

3.) In der wilden, aber lange zurückliegenden Zeit der männlichen Ganzkörperlangbehaarung dienten die Brustwarzen der Männer, für Frauen bequem in Augenhöhe angebracht, als Anhaltspunkt, um bei ihren Gespielen vorne und hinten rasch unterscheiden zu können. (Noch heute stellt sich bei manchen Frauen nahezu automatisch das Begrüßungslächeln ein, wenn sie die „Knöpfchen“ der Männer sehen). Mit dem progredientraschen Sinken des Hormonpegels bei Männern in geschichtlicher Zeit (Gramhuber / Suckendörfer, Männerlei, a.a.O. S. 452) reduzierte sich die Behaarung auf wenige Stellen mit der Tendenz zum völligen Verschwinden. Die Brustwarzen sind – vorläufig? – geblieben. An ihnen kann man/ frau erkennen, wie weit die Brustbehaarung eigentlich derzeit noch gehen müßte (Seitenbegrenzung).

4.) Überliefert ist auch der Gebrauch männlicher Brustwarzen als Befestigungspunkte für jahreszeitlich unterschiedliche Schmuckgirlanden. In bestimmten Kulturen standen zu festlichen Anlässen derart geschmückte Männer, sogenannte Zierbrüstler, in unsymmetrisch angeordneten Gruppen im Wald, am Wegrand und rund um das Frauenhaus. Für Brustketten, von Warze zu Warze gespannt, wurden bevorzugt Blüten, Insekten, Muscheln, duftenden Rindenstücke, Zuckerrüben aber auch irdene Krüge (“Schnurkeramik“) aufgefädelt.

In der Regel wurden Brustwarzen auf diese Weise stark gedehnt. Sie wurden dann alltags, also bei Nichtgebrauch, aufgerollt um ein frisches grünes Blatt getragen als sogenannte Warzenschneckli. Durch die sieben dinarischen Lautverschiebungen wurde daraus zunächst das frohe Grußwort „Hoi, Grünwärzli“ und später das älplerische „Grüezi!“

Das Ausklingen solcher kulturellen Traditionen ist heute noch in Papua-Neuguinea, allerdings in abgesunkener Form, als „Arschgras“ zu beobachten. Dort werden bunte Blätter, hinten herabhängend, in der Hüftschnur angeordnet, zu Festttagen auch Federn. (Belegstellen bei Gramhuber/Suckendörfer, Männerlei, a.a.O. S. 6, S.7, S. 28, S. 701)

5.) Ein Seitenzweig der Volkskunde behauptet auch eine ehemalige Funktion männlicher Brustwarzen als Sonnenuhr. Gramhuber/Suckendörfer verweisen diese These aber wegen ausgebliebener Belege in den Bereich der Spekulation. Insbesondere die dort angedeutete Unterscheidung in „kleiner und großer Sonnenzeiger“ für die Warzen tun sie als „unglaubwürdig“ ab (a.a.O. im Anhang, S. 1057).Wolf Dietrich

Wie funktioniert eine chinesische Schreibmaschine? (14.11.98)

Eine anschauliche Antwort von Jörg Neumann, Berlin (Grafik)

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