Der erste Bauer ist geopfert

In Israel beginnt der Wahlkampf. Doch noch ist nicht geklärt, wer für den Likud kandidieren wird. Jerusalems Bürgermeister Olmert hat bereits aufgegeben  ■ Aus Jerusalem Georg Baltissen

„Es wird keine Schlacht unter Gentlemen sein“, kommentierte die Jerusalem Post gestern den beginnenden Wahlkampf in Israel. In der Tat hat das Bauernopfern begonnen. Als erster gab gestern Jerusalems Bürgermeister Ehud Olmert auf. Er verzichtete auf eine Herausforderung des amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Es dürfte ihm klar geworden sein, daß er im Zentralkomitee des Likud keine Chance gegen Netanjahu hat.

Übriggeblieben als Herausforder ist jetzt noch der Vorsitzende des außen- und sicherheitspolitischen Ausschusses im Parlament, Uzi Landau. Er würde gern als Repräsentant der Rechten und der Siedler gegen Netanjahu antreten. Doch dem engagierten, aber farblosen Politiker trauen die meisten der knapp 3.000 Mitglieder des Likud-Zentralkomitees eine solche Herausforderung nicht zu.

Fraglich ist noch das politische Schicksal von Verteidigungsminister Mordechai. Ihm werden Ambitionen nachgesagt, der neuen zentristischen Partei beizutreten und den Likud zu verlassen. Unklar aber ist, welche Rolle er in dieser Partei hinter solchen Figuren wie dem Ex-Bürgermeister von Tel Aviv, Ronni Milo, oder dem ehemaligen Finanzminister unter Netanjahu, Dan Meridor, spielen könnte. Mit einer drittklassigen Rolle dürfte er sich kaum abspeisen lassen. Andererseits braucht auch die neue zentristische Partei dringend eine Persönlichkeit, die die Wahlstimmen der sephardischen Juden ergattern kann. Dabei könnte Mordechai als gebürtiger Iraker eine wichtige Rolle spielen.

Den Likud verlassen hat auch das Erzgestein der Partei, Benni Begin. Der Sohn des früheren Ministerpräsidenten Menahem Begin will einer neuen rechten Partei vorstehen, die die territorialen Ambitionen eines Großisrael vertritt. Begin kann knapp fünfzehn Knesset-Abgeordnete hinter sich vermuten. Aber selbst die Siedlerorganisation ist noch unentschieden, ob sie einer solchen Partei ihre Unterstützung geben soll.

Das aussichtsreichere Potential unter Israels Wählern wird immer noch dem Likud und damit Netanjahu zugeschrieben. Seit der Aufkündigung des Wye-Abkommens hat er sich unter den Siedlern erneut Unterstützung gesichert. Die Palästinenser befürchten, daß er sich mit weiteren Landenteignungen und Siedlungsbauten auf der rechten Seite profilieren will. Portrait Seite 11