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Castro hat noch dieselben Träume

■ Kubas Staats- und Parteichef sagt zum 40. Jahrestag der Revolution den Zusammenbruch der derzeitigen Weltwirtschaftsordnung voraus. Den Ausweg sieht er im Sieg des Sozialismus

Santiago de Cuba (AFP) – Kubas Staats- und Parteichef Fidel Castro hat zum 40. Jahrestag der Revolution auf der Karibikinsel den Neoliberalismus scharf kritisiert und den Zusammenbruch der derzeitigen Weltwirtschaftsordnung vorausgesagt. Als Folge von ungezügelten Spekulationen an den Finanzmärkten, Plünderung der Umwelt, Rezession und Kriegen werde es bald eine globale Wirtschaftskrise mit schlimmeren Auswirkungen als in den 30er Jahren geben, sagte Castro am Freitag abend vor etwa 2.000 Menschen in Santiago de Cuba. Castro geißelte die Verfechter der freien Marktwirtschaft, die er als Prediger einer „engstirnigen und fundamentalistischen“ Religion bezeichnete. Wer die Freiheit der Menschen mit der Freiheit des Marktes gleichsetze, mache sich der „Heuchelei“ schuldig.

Der máximo lider, der seinen olivgrünen Kampfanzug trug, hielt seine Rede auf dem Balkon des Rathauses der südkubanischen Stadt, von dem aus er vor vier Jahrzehnten den Sieg seiner Rebellen gegen die Diktatur von Fulgencio Batista verkündet hatte. Er sei zwar „nicht mehr ganz so jung“ wie zu Beginn der Revolution, rief der 72jährige den Zuhörern auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus zu; er trage jedoch immer noch den gleichen Namen, kleide sich wie damals, denke wie damals und habe dieselben Träume wie damals. Im Gegensatz zu früheren mehrstündigen Ansprachen las Castro den Text seiner – mit etwa hundert Minuten vergleichsweise kurzen – Rede ab.

Castro sprach vom „unausweichlichen Zusammenbruch des Kapitalismus“. Der „gute Wille derjenigen, die sich die Welt aneignen und sie ausbeuten“ werde keine Lösungen bringen. Einen Ausweg könne nur der Sieg des Sozialismus bringen. Dem Egoismus des freien Marktes gelte es die Werte von „Würde und Brüderlichkeit“ entgegenzusetzen. Mit den Losungen „Das Vaterland oder den Tod, den Sozialismus oder den Tod. Wir werden siegen!“ schloß Castro seine Rede in traditioneller Weise.

Zu den Feierlichkeiten zum Jahrestag der kubanischen Revolution waren auch zwei Literaturnobelpreisträger eingeladen: der letztjährige portugiesische Preisträger José Saramago und der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Garcia Márquez. Unter den Zuhörern befanden sich weitere Künstler und Intellektuelle, die heute und morgen in Havanna an einem Workshop zum Thema „Kultur und Revolution 40 Jahre nach 1959“ teilnehmen.

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