Ein toller Fortschritt ist das –betr.: „Rettung ist möglich“ (Warum 8.000 Verkehrstote im Jahr 1998 ein Zeichen der Hoffnung sind), taz vom 30. 12. 98

Das war ja eine tolle Analyse! Ein Hinweis auf die vollständige Statistik (Zahl der registrierten Unfälle, der Verletzten oder der durch Unfälle Behinderten bzw. Erwerbsunfähigen) fehlt. Gerade die Entwicklung der Zahl der Toten ist meines Erachtens kein besonders guter Indikator für die vom Straßenverkehr ausgehenden Gefahren. Viele Verletzte, die vor nur 30 Jahren noch an der Unfallstelle eingesargt wurden, überleben heute aufgrund der Fortschritte im Rettungswesen und der Intensivmedizin – zumindest die drei Monate, innerhalb derer sie als Verkehrstote gezählt werden würden.

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Verkehrstoten ist der Ausbau der Straßen. Diese Maßnahme kostet aber nicht nur viel Geld, sondern nach und nach auch die letzten Reste unberührter Natur.

Der Rückgang der Zahl der im Verkehr getöteten Fußgänger könnte zumindest teilweise darauf beruhen, daß die Menschen dem in den letzten 50 Jahren eingetretenen Verlust des Lebensraumes Straße mehr und mehr durch Nichtbetreten derselben Rechnung tragen. Ein Beispiel: Vor vielen Schulen kann man beobachten, daß der Anteil von Schülern, die von ihren Eltern zur Schule gefahren und von dort abgeholt werden, ständig anwächst. Auch die Freizeit verdumpfen immer mehr Kinder vor dem Fernseher und der Spielkonsole und dämmern dort – vor dem Straßenverkehr gut geschützt – dem vorzeitigen Herztod entgegen. Spielen an und auf der Straße, gar Radfahren, ist nicht mehr angesagt. Ein toller Fortschritt ist das. Frank Bokelmann, Hamburg-Nienstedten