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Clintons Samenergüsse befruchten die US-Phantasie

■ Der berühmte Fleck auf dem blauen Kleid soll klären, ob Clinton heimlich einen Sohn hat

Washington (taz/rtr) – Ein neuer Sexskandal belastet US-Präsident Bill Clinton kurz vor Beginn des Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn im Senat. Das Boulevardblatt Star versucht herauszukriegen, ob Clinton vor dreizehn Jahren als Gouverneur seines Heimatstaates Arkansas mit einer schwarzen Prostituierten ein Kind gezeugt hat. Die Mutter Bobbie Anne Williams, die während Clintons Gouverneursamtszeit in der Nähe seines Amtssitzes auf den Strich ging, behauptet seit Jahren, daß ihr mittlerweile 13jähriger Sohn Danny Produkt einer 300- Dollar-Session mit Clinton gewesen sei.

Die beiden kehrten erst vergangenen Monat von einem längeren Aufenthalt in Australien zurück. Die Mutter bestand einen Test mit dem Lügendetektor, der Sohn lieferte zwecks Analyse eine DNA- Probe ab.

Die Geschichte wurde bereits 1992 während Clintons Wahlkampf von seinen konservativen Gegnern ausgegraben, aufgrund fehlender Beweise aber nicht weiterverfolgt. Damals gab es noch keine öffentlichen Samenergüsse Bill Clintons, die für einen genetischen Vergleich herhalten können. Star will nun aber Dannys DNA- Material mit Clintons DNA-Analysen vergleichen, die nach Untersuchung der präsidialen Samenspuren auf einem Kleid von Monica Lewinsky im Untersuchungsbericht des Sonderermittlers Kenneth Starr veröffentlicht wurden.

Ein richtiger Vaterschaftstest ist das nicht, aber Experten schätzen die Erfolgsquote eines solchen Vergleichs auf 85 bis 95 Prozent – wohl genug für die Öffentlichkeit, wenn auch nicht für einen juristisch abgesicherten Beweis. Das Weiße Haus lehnte jeden Kommentar ab mit der Behauptung, man reagiere nicht auf Boulevardblätter.

Der Zeitpunkt der Affäre ist delikat. Morgen tritt der im November neugewählte US-Kongreß zu seiner ersten Sitzung zusammen, und als erstes müßte sich nach dem entsprechenden Votum des Repräsentantenhauses der hundertköpfige Senat als Geschworenengericht für das Impeachment-Verfahren gegen Clinton konstituieren. Derzeit ist aber im Gespräch, daß der Senat zunächst eine Probeabstimmung vornimmt.

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