: Finanzspritzen für Mitglieder sind tabu
Nicht nur Nutzen bringt der Euro. Das mußte kürzlich die belgische Regierung erfahren. Im Dezember wurde ihre Kreditwürdigkeit herabgestuft, und das hat direkt etwas mit dem Start der Europäischen Währungsunion zu tun. Wie das?
Eine geringere Kreditwürdigkeit bedeutet, daß der hochverschuldete belgische Staat höhere Zinsen für seine Schulden zahlen muß, sozusagen als Risikoprämie für die Anleger. Schon früher, in der Prä-Maastricht- Epoche, mußten besonders hoch verschuldete EU-Länder wie Italien und Belgien deutlich höhere Zinsen bieten als der Stabilitätsanker Deutschland. Denn die Anleger fürchteten, daß die Regierungen in Rom oder Brüssel auf die Idee kommen könnten, ihre Schulden durch das Anwerfen der Geldpresse zu finanzieren. Die drohende Inflation wurde durch höhere Zinsen kompensiert.
Dann verpflichteten sich die EU-Länder zur strikten Eindämmung der Verschuldung und der Inflation. Die Geldmärkte honorierten das, die Zinsen in Italien und Belgien waren nur noch unmerklich höher als in Deutschland.
Doch das Vertrauen schwand mit der Ankunft des Euro. Das Inflationsrisiko besteht zwar nicht mehr, seit die Frankfurter Euro-Zentralbank regiert, aber dafür hat es einem Kreditrisiko Platz gemacht. Im Notfall hat die belgische Notenbank keine Kontrolle über die Notenpresse, und die Europäische Zentralbank würde kein zusätzliches Geld lockermachen. In Bedrängnis geratene Mitgliedsländer durch Finanzspritzen zu retten, ist ein Tabu für die Euro- Banker. Nicola Liebert
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